Ständerat: Das ist die Ausgangslage für den zweiten Wahlgang
In sechs Kantonen stehen die zweiten Wahlgänge für den Ständerat an. So sieht die Situation in Bern, Zürich, Zug, St. Gallen, Tessin und Solothurn aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag wird in Bern, Zug, Zürich, St. Gallen, Solothurn und dem Tessin gewählt.
- Der zweite Wahlgang könnte einige grüne Frauen in den Ständerat bringen.
Rund 40 Prozent Frauen sitzen seit neuestem im Nationalrat. Und die Grünen sind zur viertstärksten Fraktion angewachsen. Wird die Situation im Ständerat eine ähnliche? Noch steht nicht fest, wie die kleine Kammer für die nächsten vier Jahre aussehen wird.
Denn nicht in allen Kantonen konnten die Kandidaten das absolute Mehr erreichen. Das heisst: Es stehen deren neun zweite Wahlgänge an. Die Mehrheit davon diesen Sonntag.
Showdown in Bern
In Bern hat keiner der Kandidierenden für den Ständerat das absolute Mehr erreicht. Die Berner habenheute Sonntag darum noch beide Sitze zu vergeben. sie entscheiden zwischen FDP, SP, SVP und den Grünen. Und sie haben die Wahl zwischen zwei Frauen und zwei Männern.
Grüne Präsidentin Regula Rytz und SP-Mann Hans Stöckli haben im ersten Wahlgang zusammen die meisten Stimmen geholt. Ihre Wahl ist wahrscheinlich.
Allerdings könnte anstelle des linken Zweiertickets auch ein Herren-Duo für Bern in den Ständerat einziehen. SVP-Kandidat Werner Salzmann holte nämlich nur 330 Stimmen weniger als Rytz.
Der Rückzug von BDP-Kandidatin Beatrice Simon – sie landete hinter Salzmann auf dem vierten Platz – wird dem SVP-Mann weitere Stimmen zutragen. Diese teilt er sich allerdings mit Christa Markwalder (FDP). Sie landete beim ersten Wahlgang abgeschlagen auf dem fünften Platz.
Kampf der Gegensätze in Zürich
Spannend wird auch die Wahl in Zürich. Hier heisst es: Bürgerlicher, bisheriger Mann gegen neue, grüne Frau. Erst sah es ganz danach aus, als ob SVP-Kandidat Roger Köppel und FDP-Mann Ruedi Noser sich gegenseitig die Stimmen abjagen würden. Damit wäre der Weg frei gewesen für die Grüne Marionna Schlatter.
Doch mit Köppels Rückzug und der offiziellen Unterstützung der SVP im Rücken sieht die Situation für Noser günstig aus. Wer denkt, dass die Grüne Schlatter dafür auf die Unterstützung der Grünliberalen zählen darf, irrt. Die Zürcher GLP hat Stimmfreigabe beschlossen. Damit hat sie höchstwahrscheinlich eine Grüne Zürcher Ständerätin verhindert.
Bürgerlicher Ständerat im Tessin
Auch in der Schweizer Sonnenstube müssen die Wähler einen Grundsatzentscheid treffen. Auf der einen Seite stehen drei bürgerliche Männer. Auf der anderen eine linke Frau: Nationalratspräsidentin Marina Carobbio (SP).
Beim ersten Wahlgang landete Carobbio auf dem vierten Platz. Dass Grünen-Kandidatin Greta Gysi zu ihren Gunsten auf den zweiten Wahlgang verzichtet, könnte Carobbio nun auf den dritten Platz hieven. Für ein Ticket nach Bern dürfte es aber auch diesmal nicht reichen.
Grüne Kandidatin in Zug
Wie im Tessin, müssen auch die Zuger sich zwischen zwei bürgerlichen Männern und einer linken Kandidatin entscheiden. Tabea Zimmermann Gibson von den Alternativ-Grünen (ALG) soll die Stimmen aller Linken auf sich vereinen. Dazu hat sie die volle Unterstützung der SP.
Ob das reicht, um die Männervorherrschaft zu brechen? Aussenseiterin Zimmermann bräuchte dazu viel, viel Glück.
Herren-Wahl in St. Gallen
St. Gallen wird zwei Männer nach Bern schicken, soviel steht fest. Zur Wahl stehen die beiden Bisherigen Benedikt Würth (CVP) und Paul Rechsteiner (SP). Dazu kommt ein Herausforderer aus der SVP: Roland Rino Büchel.
Solothurn steht zwischen SP und SVP
Einen Ständeratssitz haben die Solothurner bereits belegt: Pirmin Bischof wird für die CVP nach Bern reisen. Während die Grünen ihre Kandidatur zurückgezogen haben, wird sich nun weisen, auf welcher Seite die Solothurner stehen.
Sie haben die Wahl zwischen einem Bisherigen, dem Linken Roberto Zanetti und einem neuen Gesicht, SVPler Christian Imark. Die Wahl dürfte knapp ausfallen, hat die Solothurner FDP sich doch klar gegen eine Unterstützung des SVP-Kandidaten ausgesprochen.
Vier Sitze noch offen
Es folgen am 24. November die zweiten Wahlgänge in Schwyz, Aargau und dem Baselbiet. Der Halbkanton wird erstmals in seiner Geschichte eine Frau ins Stöckli schicken. Soviel steht bereits fest. Die Baselbieter haben die Wahl zwischen Grün (Maya Graf) oder bürgerlich (Daniela Schneeberger).
Am meisten Veränderung könnte nächste Woche die Wahl im Aargau bringen. Dort wird der Kampf höchstwahrscheinlich zwischen SVP-Mann Hansjörg Knecht und der Grünen Ruth Müri ausgefochten.
Zünglein an der Waage könnte hier die selber chancenarme CVP-Kandidatin Marianne Binder spielen. Als Frau dürfte sie Müri gefährlich werden. Als Mitte-Politikerin allerdings auch Knecht einige gemässigte Wählerstimmen kosten.
FDPler Thierry Burkart derweilen muss sich keine Sorgen machen. Er hatte das absolute Mehr im ersten Wahlgang zwar knapp verpasst. Sein Ticket nach Bern dürfte er sich nächste Woche aber problemlos holen.
Die Wahl in Schwyz dagegen wird den Ständerat weder grüner, noch weiblicher machen. Dort haben nur die beiden bürgerlichen Politiker aus CVP und SVP eine Chance auf den zweiten Sitz. Keine Chance hat die parteilose Auslandschweizerin Honorata Züger. Sie tritt dennoch zum zweiten Wahlgang an.