Sterbehilfe-Werbung im ÖV sorgt für Kritik
Der Verein Exit, bekannt für die Freitod-Begleitung, macht Werbung in Bussen und Trams. Das sorgt für Aufsehen – und Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Verein Exit wirbt derzeit im ÖV um Mitglieder.
- Die Mitgliederzahlen von Exit steigen jährlich.
- Die Kampagne sorgt bei Fahrgästen für Kritik.
Der Verein Exit begleitet unheilbar kranke Personen in den Tod. So können sich Menschen in einem selbstbestimmten Rahmen das Leben nehmen. Aber auch mit Sachen wie Patientenverfügungen will Exit älteren Menschen zu mehr Selbstbestimmung verhelfen.
Das Thema des assistierten Suizids ist umstritten, obwohl es in der Schweiz legal ist. So wurde beispielsweise der Vizepräsident von Exit Romandie, Pierre Beck, 2020 zu einer Geldstrafe verurteilt. Dieser steht jedoch nach wie vor zu seiner Entscheidung, einer eigentlich gesunden Frau zum Suizid zu verhelfen. Das Bundesgericht hat das Urteil jedoch aufgehoben.
Exit ist einer von zwei Vereinen, die hierzulande Freitodbegleitung anbieten. Er hat über 142'000 Mitglieder, wird aber laut eigenen Angaben fast ausschliesslich von Spenden finanziert. Um gutes Marketing kommt Exit deshalb nicht herum. Denn mit jedem begleiteten Suizid, der für Mitglieder nach mindestens drei Jahren kostenlos ist, verliere Exit Geld.
Im Oktober lancierte der Verein deswegen eine «Aufmerksamkeitskampagne», wie er es nennt. Während jeweils zwei Wochen hängen in Zürcher, Berner und Basler Trams sowie Bussen Plakate von Exit. Darauf wirbt man mit: «Selbstbestimmt am Ende.»
Kampagne sorgt für Beschwerde bei Bernmobil
Man könne sich «einfach anmelden» und Mitglied werden. Auf kleineren Flyern zum Mitnehmen steht ein QR-Code zum Scannen bereit. Mit ihm werden Interessierte direkt zu einem Anmelde-Formular weitergeleitet.
Das sorgt bei Fahrgästen für Verärgerung: Nau.ch entdeckt im Bus abgehängte und verbeulte Plakate. Bernmobil gibt sich bedeckt, bestätigt aber, dass es Kritik gebe.
Die APG, welche die Werbeflächen für Bernmobil betreut, verweist auf die Werbefreiheit. Für den Inhalt sei der Werbetreiber, also Exit, selbst verantwortlich.
SRF entschied sich gegen Exit-Werbung
Werbung für Sterbehilfe sorgte schon einmal für Aufsehen. Vor fünf Jahren weigerte sich SRF, Exit-Werbung auszustrahlen. Die Freitodbegleitung sei «nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich stark umstritten», begründet das Schweizer Fernsehen.
Man befürchtete, «dass die Bewerbung der Freitodbegleitung in den Service-public-Programmen einen nicht unerheblichen Teil des Publikums in seinen Gefühlen verletzen würde».
Trotzdem: Gemäss Exit-Sprecherin Muriel Düby verzeichnet der Verein jährlich steigende Mitgliederzahlen. Das sei auf mehrere Gründe zurückzuführen: Einerseits auf den gesellschaftlichen Wandel, es käme «eine stetig selbstbestimmtere Generation ins Alter».
Andererseits aber nähmen die Demenzdiagnosen zu und die Bevölkerung altere.