Sterblichkeit steigt ab 70 Prozent Intensivbettenauslastung
Eine Studie der Universität Bern und des BAG belegt, dass ab einer Intensivbetten-Belastung von 70 Prozent die Sterblichkeit der Patienten ansteigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Forschende der Universität Bern und des BAG untersuchten die Sterblichkeit auf der IPS.
- Es stellte sich heraus, dass bei einer Belastung von 70 % die Sterblichkeit ansteigt.
- Man müsse also bereits präventiv Massnahmen verhängen.
Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus sollten ergriffen werden, lange bevor die Intensivstationen voll belegt sind. Denn die Überlebenswahrscheinlichkeit der Patientinnen und -patienten sinkt, wenn die Intensivstationen zu mehr als 70 Prozent ausgelastet sind. Das geht aus einer noch nicht von anderen Fachleuten begutachteten Studie von Forschenden der Universität Bern und des BAG vor.
Das Team um die Statistikerin Nanina Anderegg untersuchte die Überlebensrate aus Intensivstationen während der ersten und zweiten Corona-Welle. Anschliessend verknüpften sie diesen Wert mit der Auslastung der Intensivbetten.
In die Untersuchung, über die die Tamedia-Zeitungen am Donnerstag berichtete, flossen Daten von 22'648 Personen ein. Diese mussten zwischen Ende Februar 2020 und März 2021 mit einem positiven Corona-Befund hospitalisiert werden.
Die Forschenden beobachteten, dass das Sterberisiko bis zu einer Intensivstation-Belegung von 70 Prozent relativ stabil – danach aber steigt. Dieser Wert bezieht sich auf die Zahl der insgesamt verfügbaren Intensivbetten und entspricht einer Auslastung von etwa 85 Prozent der.
Überlebenschance sinkt um rund vier Prozent
Lag die durchschnittliche Überlebenswahrscheinlichkeit bis zu diesem Schwellenwert zwischen rund 81 und 82 Prozent. So sank sie bei einer Auslastung von 80 Prozent der Intensivbetten auf 78,2 Prozent.
Während der zweiten Welle schwankte die Belegung der verfügbaren Intensivbetten zwischen 52 und 79 Prozent. In den Zeiträumen, in denen die Belegung höher als 70 Prozent war, hätten also 137 Todesfälle verhindert werden können.
Die Situation heute mit den Zusatzbetten und dem Personal ist eine andere sei als während den ersten Wellen. Dies betonte Mitautor und Epidemiologe Matthias Egger gegenüber den Tamedia-Zeitungen. Es sei gut möglich, dass die kritische Schwelle in der aktuellen fünften Welle über oder unter der 70-Prozent liege.
Massnahmen zur Prävention
Für die Statistikerin Anderegg ist aber klar: «Der Rückgang der Überlebensrate ab einer Belegung von etwa 70 Prozent spricht dafür, dass Massnahmen zur Prävention ergriffen werden müssen. Dies lange bevor die Intensivstationen voll belegt sind», sagte sie gemäss dem Tamedia-Artikel.
Am Mittwoch lag die Auslastung der Intensivstationen in den Spitälern bei 81,1 Prozent. 27 Prozent der verfügbaren Betten waren von Covid-19-Patienten besetzt. Das Universitätsspital Zürich meldete gar, dass die Intensivstation bereits zu 98 Prozent voll sei.