Stören Schulbetrieb: Luzern greift bei austickenden Kindern durch
Der Kanton Luzern startet im nächsten Schuljahr ein Pilotprojekt: Kinder, «die nicht wissen, wie man sich benimmt», sollen in Sonderklassen unterrichtet werden.
![kinder schule](https://c.nau.ch/i/PnkwJ/900/kinder-schule.jpg)
Das Wichtigste in Kürze
- Einige Kinder haben ihre Impulse nicht unter Kontrolle und stören den Unterricht.
- Der Kanton Luzern führt nun ab kommendem Schuljahr vier Sonderschulklassen ein.
- Dort sollen sie lernen, wie man sich in Gruppen verhält.
Gewalt kommt an Schulen regelmässig vor – das zeigt auch eine aktuelle Studie. Mit dem Problem, dass einige Kinder einfach austicken, sind Schulen und Lehrpersonen im ganzen Land konfrontiert.
Der Grundsatz, dass möglichst alle Kinder in normalen Klassen unterrichtet werden sollen, gerät zunehmend in die Kritik. In Basel will eine Initiative spezielle Förderklassen für Kinder mit Verhaltensproblemen und Schwierigkeiten in der sozial-emotionalen Entwicklung.
Kinder sollen in Sonderschulklassen Verhalten in Gruppe lernen
Der Kanton Luzern will nicht länger zusehen. Er testet im kommenden Schuljahr sogenannte Sonderschulklassen. Diese sind für Kinder, «die nicht wissen, wie man sich benimmt», gedacht. Das sagt Martina Krieg, Leiterin der kantonalen Dienststelle Volksschulbildung, gegenüber «SRF».
Schon im Kindergarten wüssten diese Kinder nicht, «wie man sich in einer Gruppe verhält», so Krieg. Immer mehr Schülerinnen und Schülern falle es schwer, sich zu integrieren. «Sie können nicht warten, sie ticken sofort aus, wenn ihnen etwas nicht passt.»
Genau das soll ihnen in den Sonderschulklassen beigebracht werden. Diese werden von Fachpersonen betreut. Der Unterschied zum früheren Kleinklassen-Modell: Die Kinder werden weiterhin in gewöhnlichen Schulhäusern unterrichtet, nicht separiert von den anderen. Das Ziel sei, dass sie wieder in eine normale Klasse integriert werden können, erklärt Krieg.
Kontakt zu Gleichaltrigen soll bestehen bleiben
Zwei der neuen Sonderschulklassen sollen in Schötz LU entstehen. Hier sollen jeweils sechs Kinder von zwei Lehrpersonen betreut werden. Laut Schulleiter Peter Bigler habe man an der Schule Erfahrungen mit Kindern gemacht, die «sehr schnell aus der Haut fahren».
Trotz Sonderschulklassen sollen die Kinder den Kontakt zu Schülern der normalen Regelklassen nicht verlieren. Dies zum Beispiel auf dem Pausenplatz oder Schulweg. «Das gibt ihnen die Möglichkeit, positive Rollenbilder zu übernehmen», erklärt der Schulleiter.
Er hofft, dass die Kinder der Sonderschulklassen nach höchstens drei Jahren in gewöhnliche Klassen zurückkehren können. Und, dass es gelingt, «den Kindern in unseren neuen Sonderschulklassen dabei zu helfen, ihre emotionalen Schwierigkeiten zu überbrücken. Und ihnen Methoden mitzugeben, wie sie damit umgehen können.»