Studie zu E-Trottis: VCS sieht keine Zukunft
Die einen nerven sich tierisch, die anderen feiern sie: E-Trottinette. Im Zuge einer neuen Studie zeichnet der VCS die E-Trotti-Zukunft jedoch schwarz.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine neue Studie liefert erstmals Zahlen zu den elektronischen Miet-Trottis.
- Diese bestärkten den Verkehrsclub VCS, der keine Zukunft für die E-Trottinette sieht.
- Laut VCS sind die Gefährte schlicht nicht nötig.
Mittlerweile sind die E-Trottinette aus Zürich nicht mehr wegzudenken. Vier Anbieter buhlen um die Gunst der Bewohner der Limmatstadt. Anbieter Circ vermarktet sich etwa als «die Lösung für reibungslose Kurzstrecken in der Stadt zu einem fairen Preis». Marktführer Lime wirbt mit «Einfach mobil sein».
Nun wurde im Rahmen einer Masterarbeit von der ETH Zürich untersucht, wie genau die Gefährte verwendet werden. Die Arbeit von Starkaður Hróbjartsson zeigt, dass die Gefährte zwar «effektiv das Last-Mile-Problem bewältigen». Aber sie sind zu teuer.
Die letzte Meile – aber nur spontan?
Bei «Last Mile» handelt es sich um einen Begriff, der den Transport von einem Verkehrsknotenpunkt zu einem endgültigen Bestimmungsort beschreibt. Beispielsweise vom Bahnhof nach Hause. Was überrascht: Die Gefährte sind vergleichsweise selten an Bahnhöfen anzutreffen.
Die E-Trottis werden also eher spontan unterwegs in Anspruch genommen, weniger gezielt. In der Untersuchung wurden nebst Publibike auch Smide, Bird, Circ und Tier. Lime fehlt, dass sich der Anbieter vorübergehenden aus dem Zürcher Markt zurückzog.
Öffentlicher Verkehr günstiger als E-Trottis
Auch die restlichen Ergebnisse lassen aufhorchen. So ist das Angebot des VBZ in der Stadt weitaus günstiger – besonders mit dem Halbtax. Nur auf sehr kurzen Strecken sind die E-Trottinette günstiger und schneller.
Zum Vergleich: Ein Kurzstrecken-Ticket des VBZ kostet 2.30 Franken. Bei den E-Trottis fallen nebst Grundkosten von einem Franken minütlich weitere Gebühren um die 40 Rappen an.
Roland Schmid von der ETH Zürich betreute die Arbeit. «Unsere Auswertung zeigt, dass die E-Scooter im Vergleich teuer sind», so der Informatik-Doktorand. Dass eine Institutionalisierung helfen würde, etwa in Form von konkreten Stationen, glaubt Schmid nicht unbedingt. «Gerade die spontane Verfügbarkeit ist ein Trumpf dieses Mobilitätsangebots», so Schmid.
Doch haben die Trottis mit den hohen Kosten überhaupt eine Zukunft? Die Anbieter halten die Zahlen bedeckt. Das US-Onlineportal «Quartz» rechnete im März, dass jedes Trotti den Konzern Bird 300 Dollar koste. Zwar sagte der Gründer im Juni, man verdiene pro Fahrt 1.27 US-Dollar, doch Beobachter sind skeptisch.
E-Trottis helfen nicht gegen Mobilitäts-Herausforderung
Besonders skeptisch gibt sich der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS). Mediensprecher Oliver Kempa sagt, dass man eine Zukunft der E-Trottis nicht sehe. «Die neuen Zahlen bestätigen den Eindruck, dass es E-Trottinetten kaum einen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen im Mobilitätsbereich leisten können.»
Zudem seien die E-Trottis dort im Angebot, wo der öffentliche Verkehr bereits gut ausgebaut ist – und damit nicht wirklich nötig. «In jedem Fall muss der Nutzen für die Allgemeinheit an erster Stelle stehen, nicht die Interessen des kommerziellen Anbieters», kritisiert Kempa.
Doch dies sei nicht der Fall. Im Gegenteil: Die E-Trottis brächten Problematisches mit sich. Etwa der zusätzliche Platzbedarf auf Kosten von «Fuss-und Veloverkehr» oder bei der Verkehrssicherheit.