Susanne Wille zieht SRF-Verschwörer-Film den Stecker
Das Wichtigste in Kürze
- SRF hat einen Dok-Film über rituelle Gewalt mitfinanziert.
- Doch als dieser fertig war, wurde er aus dem Programm gestrichen.
- Die Ausstrahlung hätte das Gebot der «Sachgerechtigkeit» verletzt, so SRF.
«Es geschieht mitten unter uns» ist ein 50-minütiger Dokumentarfilm über organisierte sexualisierte Gewalt an Kindern in der Schweiz. Doch der Film wird trotz finanzieller Unterstützung vom Bund und von SRF wohl nie ausgestrahlt.
Susanne Wille, SRF-Abteilungsleiterin Kultur, hat sich zusammen mit ihrem Stellvertreter René Schell bei der Abnahme im Winter 2021 gegen den Film entschieden, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Die Ausstrahlung hätte das Gebot der «Sachgerechtigkeit» verletzt, so SRF.
Das Bundesamt für Kultur, die Zentralschweizer Kantone und SRF unterstützen den Film mit insgesamt 125'000 Franken, wovon 75'000 vom Schweizer Fernsehen stammen.
«Zweifellos» verschwörungserzählerische Elemente
Regisseurin des Films ist die Luzernerin Ursula Brunner, die für SRF bereits mehrere Dok-Filme realisiert hat. Das Schweizer Fernsehen betont denn auch, dass Brunner den Film wie abgemacht abgeliefert habe.
«Aber während der Produktion des Films hat sich die Faktenlage so geändert, dass SRF die Ausstrahlung des Films nicht verantworten konnte», so René Schell zur Zeitung.
Der Film enthalte «zweifellos» verschwörungserzählerische Elemente, begründet Schell dessen Ablehnung. Die «Experten», die im Film zu Wort kommen würden, seien «Exponenten einer Verschwörungserzählung».
Gemeint sind rituelle Gewalt und Mind Control, die inzwischen als Verschwörungstheorien aufgedeckt wurden. Das Konstrukt behauptet, dass Täter mit Spezialwissen so stark manipulieren können, dass sie damit in den Erinnerungen ihrer Opfer grausame Verbrechen vertuschen können.
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Wissenschaftlich konnte jedoch nie bewiesen werden, dass dies möglich ist. Dennoch kursiert die Verschwörungstheorie zum Teil in der Psychiatrie und der Justiz.