SVP fordert Verbot: Hat Bahnhof Wil ein Säufer-Problem?
Aufgrund einer neu gebildeten «Szene» will ein SVP Kantonsrat ein Alkohol-Verbot am Bahnhof Wil SG. Gerade junge Stadtbewohner begrüssen die Forderung.
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Kantonsrat Erwin Böhi fordert am Bahnhof in Wil SG ein Alkoholverbot.
- Am Bahnhof halten sich laut Böhi zu viele Betrunkene auf, was zu Schlägereien führe.
- In einer Umfrage befürworten besonders Junge das Verbot.
«Verschmutzung, Littering und eine aggressive Stimmung» - Ein St. Galler Kantonsrat der SVP will am Bahnhof Wil SG ein riguroses Alkoholverbot. Denn der Bahnhof werde von vielen als unsicher wahrgenommen.
Bahnhof Wil extremer als HB Zürich?
Wie eine Umfrage vor Ort zeigt, findet der SVP-Politiker damit bei einigen Anklang. Gerade bei den jungen Passanten. So glaubt ein Bewohner von Wil zu erkennen, «dass am Bahnhof Wil überdurchschnittlich viel Alkohol konsumiert wird.»
Sogar der Hauptbahnhof Zürich erscheine ihm weniger extrem, was Alkoholkonsum angehe. «Es ist vor allem auffallend, dass nicht wie bei anderen Bahnhöfen vor allem am Wochenende Betrunkene herumlaufen. Auch unter der Woche fühle ich mich teilweise unsicher.»
Auch eine 18-jährige Frau meint: «Es ist katastrophal. Es ist manchmal wirklich unangenehm, vorbei zu laufen.» Lockerer sieht dies ein 51-jähriger Stadtwiler: «Wir sind eine Stadt mit einer gewissen Grösse. Da haben wir halt einfach Leute, die ihren täglichen Alkohol brauchen.»
Ein Verbot sei unnötig. Zudem sieht er im Anliegen der SVP einen grossen Widerspruch: «Die SVP steht ja besonders für weniger Staat ein. Bei einem Verbot brauchen sie jedoch mehr Staatsgewalt, um dies durch zu setzen.»
Die jungen Stadtbewohner glauben ebenfalls, dass ein Verbot grundsätzlich nicht nötig wäre. «Doch wenn man die Umstände am Bahnhof Wil betrachtet, könnte es durchaus sinnvoll sein.» Würde das Verbot jedoch durchkommen, so wendet eine junge Frau ein, «dann müsste man es ja schlussendlich überall verbieten müssen.»
Polizei sieht entgegen SVP weder Auffälligkeit, noch Kapazität
Bei der Kantonspolizei St. Gallen ist man skeptisch. Mediensprecher Hanspeter Krüsi hält fest: «Der Bahnhof Wil fällt im Vergleich zu ähnlich grossen Bahnhöfen wie Rapperswil oder St. Gallen nicht übermässig auf.»
Natürlich habe auch die Polizei Kenntnis von gelegentlich übermässigem Alkoholkonsum. Doch: «An jedem Bahnhof treffen die unterschiedlichen Menschen aufeinander. Auch solche, die mit Alkohol ein Problem haben.» Zudem sei Wil ein Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs, da von Wil aus Verbindungen in verschiedene Richtungen führen.
Falls die Gesetzesänderung beim Stadtrat jedoch wirklich Anklang findet, stellt Krüsi klar: «müsste man die Umsetzung und Kontrolle durch die Polizei also noch im Detail anschauen. Kapazität, den Alkoholkonsum zu kontrollieren, hätten wir derzeit keine.»