Swiss Steel: Schweizer Traditionsfirma vor dem Aus

Redaktion
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Emmen,

Die Schweizer Stahlindustrie leidet weiterhin. Der grösste Stahl­kocher Swiss Steel könnte offenbar vor dem Kollaps stehen.

Swiss Steel
Der grösste Schweizer Stahl­kocher Swiss Steel steht vor dem Kollaps. - sda - KEYSTONE/GAETAN BALLY

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Börsenwert von Swiss Steel ist von 550 auf 117 Millionen Franken gefallen.
  • Das Unternehmen kämpft mit grossen Problemen - es droht der Kollaps.
  • Die Stellen von 7565 Mitarbeitenden könnten gefährdet sein.

Bei Swiss Steel gab es Ende April eine Kapitalerhöhung von knapp 300 Millionen Franken. Dieses Geld musste der Hauptaktionär Martin Haefner selbst einschiessen, weil niemand sonst mitmachen wollte.

Der Börsenwert des Unternehmens lag danach bei rund 550 Millionen Franken. Knapp sechs Monate später sind es jetzt noch 117 Millionen. Das Geld aus der Kapitalerhöhung ist weg.

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Swiss Steel ist eine Firma im Krisenmodus, wie die «Tamedia»-Zeitungen schreiben. Ein grosser Teil der Belegschaft ist demnach in Kurzarbeit und das Unternehmen schreibt überall rote Zahlen. Sei es in der Schweiz, in Deutschland oder sonst wo, wo der Konzern noch aktiv ist.

Aus Bankenkreisen sei zu hören, dass man sich bereits Sorgen darüber mache, dass Swiss Steel im nächsten Frühjahr die Kreditbedingungen nicht mehr einhalten kann. Steigen die Banken aus, dann ist Swiss Steel wohl am Ende, heisst es in dem Bericht.

Swiss Steel hat bisher keine Mitarbeiter entlassen

Die Ursache für die aktuellen Schwierigkeiten liegt in der Krise der europäischen Automobilindustrie, insbesondere der deutschen Autobauer. Diese Entwicklungen betreffen nicht nur Swiss Steel, sondern auch Stahl Gerlafingen, das zweite Schweizer Stahlwerk.

In Deutschland hat Thyssenkrupp angekündigt, sein europäisches Stahlgeschäft zu veräussern. Eine Investorengruppe um den tschechischen Unternehmer Daniel Kretinski soll die Übernahme übernehmen. Währenddessen wurde die indische Tochtergesellschaft von Thyssenkrupp bereits verkauft, und der Aktienkurs erholt sich.

Bei Swiss Steel zeichnet sich jedoch keine Lösung ab. Die im Halbjahresbericht geäusserte Hoffnung, dass sich das Marktumfeld nicht weiter verschlechtern werde, hat sich nicht bewahrheitet. Dennoch reagiert das Unternehmen nur zögerlich.

Während nahezu alle Automobilhersteller bereits Gewinnwarnungen veröffentlicht und die meisten Stahlproduzenten Entlassungen angekündigt haben, bleibt Swiss Steel zurückhaltend. Laut eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen nach wie vor 7565 Mitarbeitende, und selbst in Deutschland gab es bislang keine Personalreduzierungen.

Soll der Standort Emmenbrücke geschlossen werden?

Besonders um die Swiss-Steel-Werke in Deutschland soll es nicht gut stehen. Sie schreiben in der gegenwärtigen Krise tiefrote Zahlen. Der Umsatz auf dem Hauptmarkt Deutschland sank im ersten Halbjahr um mehr als 18 Prozent auf etwa eine halbe Milliarde.

Die Situation soll mittlerweile noch schlimmer sein. Die Werke laufen demnach weite runter Kapazität. Auch in der Schweiz schreibt Swiss Steel rote Zahlen. Laut einem Bericht von «Insideparadeplatz» überlege sich das Unternehmen deshalb, den Standort Emmenbrücke zu schliessen.

Mit der Gemeinde soll darüber verhandelt werden, das Gelände umzuzohnen, damit dort Wohnungen gebaut werden können. Auch von einem Nachlassszenario war die Rede. Es sind Informationen, die eine Swiss-Steel-Sprecherin gegenüber den «Tamedia»-Zeitungen aber vehement bestreitet.

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Swiss Steel steckt in einer Krise. - sda - KEYSTONE/URS FLUEELER

Laut Informationen der «SonntagsZeitung» ist es für ein Insolvenzverfahren aber noch zu früh. Denn Swiss Steel verfüge derzeit noch über finanzielle Reserven. Allerdings stellt sich die Frage, wie lange diese ausreichen werden.

Sollte sich die Lage nicht verbessern, ist absehbar, dass bereits im Frühling die Kreditauflagen nicht mehr erfüllt werden können. Damit würde eine erneute Restrukturierung notwendig.

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Kommentare

User #6429 (nicht angemeldet)

Antonio Beltrame, der Besitzer des Stahlwerks in Gerlafingen, in der «NZZ am Sonntag» bitterlich über die Stromkosten in der Schweiz beklagt. Ein besonderer Dorn im Auge sind Beltrame die Netzgebühren, für die das Werk allein in diesem Jahr 17 Millionen Franken bezahlt hat. Wer Linksgrün wählt und der Energiewende glaubt und Russengasboykott als gut findet, schadet der Schweiz. Weg mit Linksgrün.

User #8254 (nicht angemeldet)

Ein Schelm wer Schelm dafür die Schuld gibt.

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Jens Alder
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