Tamy Glauser: Kritik an möglicher Kandidatur stösst auf Irritation
Topmodel Tamy Glauser will für die Grünen in den Nationalrat. Während ein SVPler dies kritisiert, findet Pink-Cross-Vorstand Michel Rudin die Pläne gut.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein SVPler schiesst scharf gegen eine mögliche Kandidatur von Tamy Glauser.
- Für ein Vorstandsmitglied von Pink Cross nicht nachvollziehbar.
- Glauser bringe eine hohe Glaubwürdigkeit und Kompetenz bei LGBTI-Anliegen mit.
Diese Woche wurde bekannt, dass die Grünen gerne Topmodel Tamy Glauser auf dem Wahlzettel für die Nationalratswahlen hätten. Die Basis entscheidet kommende Woche darüber.
Der homosexuelle SVPler Michael Frauchiger zeigt sich auf Twitter genervt. Lieber lasse er sich «in einer Therapie bei Christfanatikern konvertieren als von solch einer .......... in LGBT vertreten!» Weiter: «Ich hoffe, dieses Ding wird nicht gewählt.»
Die Reaktion stösst bei Michel Rudin auf Unverständnis. Rudin ist im Vorstand von Pink Cross, dem Dachverband der schwulen und bi Männer*. Er findet starke Worte zu Frauchigers Aussagen. «Wer einen Menschen als Ding bezeichnet, disqualifiziert sich selbst», so Rudin.
Glauser vertritt den Konsens
Man müsse nicht derselben Ansicht sein, aber es «geht um die Themen im LGBTI-Bereich». LGBTI steht für homo-, bi-, trans- und intersexuelle Menschen. Glauser vertrete den Konsens von Pink Cross und der Lesbenorganisation Schweiz (Los). «Das ist zentral», fügt Rudin an.
Die Dachverbände bemühen sich laut Rudin um eine «konsolidierte Meinung» von rechts bis links. Frauchigers Aussagen sprächen für sich selbst. Zu Glausers möglichen Kandidatur findet Rudin nur lobende Worte.
«Ich begrüsse die Pläne», sagt Rudin. Es sei wichtig, dass weibliche Homosexuelle eine Präsenz hätten. «Glauser bringt eine hohe Glaubwürdigkeit und Kompetenz in diesem Bereich mit sich», schwärmt Rudin.
Mangel an lesbischen Positionen
Im Parlament mangle es an einer offen lesbischen Frau, die deren Anliegen vertreten könnten. Auch sonst seien weibliche Homosexuelle oft marginalisiert. «Von Schwulen ist in den Medien überproportional zu lesen», erläutert Rudin. Bei Transmenschen sei die Unterrepräsentation noch «heftiger».
Doch auch generelle Kritik äussert Rudin. Homosexualität sei oft ein Reizthema. Dabei gingen wichtige Themen vergessen. Rudin zählt dazu etwa Hassverbrechen aufgrund der Sexualität oder das erhöhte Suizidrisiko bei homosexuellen Jugendlichen.
«Der Kern ist: Glauser könnte einen guten Beitrag leisten», sagt Rudin. Im Parlament gebe es viel Nachholbedarf, etwa bei der Ehe für alle.
*Michel Rudin politisiert nebst seiner Tätigkeit bei Pink Cross für die GLP.