Taxifahrer zittern vor Rund-um-die-Uhr-ÖV in Zürich
In Graubünden fahren die Busse jetzt rund um die Uhr – ein ausgebautes Nachtnetz an Wochentagen ist auch in Zürich eine Option. Davor zittern die Taxifahrer.
Das Wichtigste in Kürze
- In Lenzerheide GR fahren Nachtbusse derzeit an sieben Tagen in der Woche.
- Das Taxigeschäft ab 23 bis 4 Uhr ist dort deshalb komplett eingebrochen.
- Das Angebot könnte in Zürich ebenfalls ausgebaut werden – davor zittern Taxifahrer.
Bis in die frühen Morgenstunden – so lautet es aktuell für Busfahrer im Bündnerland. In der Lenzerheide verkehren seit einem Monat Nachtbusse bis etwa 4 Uhr in der Früh.
Ob Graubünden die Ausnahme bleibt, wird sich zeigen. Klar ist jedenfalls: Auch in Zürich könnte das Nachtnetz unter der Woche ausgebaut werden. Es wurde zuletzt 2021 ausgebaut – und das «erfolgreich», wie es beim Zürcher Verkehrsbund (ZVV) auf Anfrage heisst. Seither «untersucht und betrachtet der ZVV laufend die Bedürfnisse an das Nachtnetz».
Nebst dem pulsierenden Nachtleben würde es auch für Reisende, die den Flughafen Zürich als Ziel haben, einen Vorteil erbringen.
Bündner Taxigeschäft in der Nacht «komplett eingebrochen»
Darunter leiden könnte der Taxidienst. Der Branche bereitet der Rund-um-die-Uhr-ÖV Kopfzerbrechen.
Genau seit einem Monat wird mit den Nachtbussen und PubliCar im Raum der Lenzerheide verkehrt. Seit es das Angebot gibt, fällt Taxiunternehmen Taxi Silvio Lenzerheide auf: «Das Nachtgeschäft ab 23 bis 4 Uhr ist komplett eingebrochen!»
Auch in Zürich graut es der Branche vor mehr ÖV-Angeboten in der Nacht. Rudolf Raemy, Präsident des Branchenverbands Taxi Sektion Zürich, gibt bei Nau.ch zu bedenken: Aus der Stadt Zürich hinaus in die Vororte ist am Wochenende das ÖV-Nachtangebot bereits vorhanden.
Dieses Angebot habe besonders an Wochenenden dem Taxigewerbe in den letzten Jahren sehr geschadet. Für Raemy ist klar: «Würde das Angebot weiter ausgebaut, würde es noch mehr schaden.»
Taxifahrer warnt ZVV vor «Minusgeschäft»
Im schlimmsten Fall könnten weitere Stellen gestrichen werden – das sei aber noch offen. In der Stadt Zürich seien von 2015 bis 2023 bereits etwa 600 Taxijobs verschwunden. «Der Abbau hat also bereits in den vergangenen Jahren stattgefunden.»
Auch George Botonakis, Präsident des Taxiverbands Zürich, glaubt, es bestehe die Möglichkeit, dass vereinzelte Taxifahrer ihren Arbeitsplatz verlieren könnten.
Für ihn steht aber fest: Würde das ÖV-Nachtnetz unter der Woche ausgebaut, wäre das vor allem ein «Minusgeschäft für die ZVV». Denn «Zürich ist unter der Woche eine tote Stadt.» Es würde sich also nicht lohnen, das Angebot in diesem Mass auszuweiten, ist Botonakis überzeugt.
Er glaubt auch: «Einer, der auch sonst im Ausgang mit dem Taxi fährt, würde dies trotz Nacht-ÖV weiterhin tun.» Personen, die spät von der Arbeit nach Hause müssten, würden aber eher den Bus nehmen. Dort könnte der ZVV den Taxis also die Kundschaft abgraben. Ob er das Nachtnetz ausweitet, wird sich zeigen.