Zieht Zürich nach? In Graubünden fahren Busse jetzt rund um die Uhr

Rahel Sutter
Rahel Sutter

Chur,

Im Kanton Graubünden gibt es etwas derzeit in der Deutschschweiz Einzigartiges: Nachtbusse verkehren auch unter der Woche. Zürich könnte bald nachziehen.

Bus Zürich
In der Region Lenzerheide fahren Nachtbusse derzeit auch unter der Woche. Könnte dies in Zürich auch bald der Fall sein? - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Lenzerheide GR fahren Nachtbusse derzeit an sieben Tagen in der Woche.
  • In der Deutschschweiz ist dies (vorerst) ein einmaliges Angebot.
  • Auch in Zürich könnte das Nachtnetz ausgebaut werden. Fix ist aber noch nichts.

Eine Premiere für die Deutschschweiz: In der Region Lenzerheide GR fährt der öffentliche Verkehr derzeit täglich während fast 24-Stunden. Seit einem Monat verkehren hier Nachtbusse bis etwa 4 Uhr morgens, so die «Aargauer Zeitung». Dieses Angebot gilt bis zum Ende der Wintersaison am 14. April unter der Woche und anschliessend nur noch am Wochenende.

Die Kleinbusse von Postauto fahren nach einem festen Fahrplan, aber Passagiere müssen ihre Fahrten im Voraus über eine App buchen. Um Leerfahrten zu verhindern, kommt der Bus nur, wenn man ein Ticket bucht.

Eine kurzfristige Buchung ist möglich, jedoch wird empfohlen, mindestens eine Stunde im Voraus ein Billett zu kaufen. Für diese Fahrten wird kein Nachtzuschlag erhoben – ein reguläres ÖV-Ticket reicht aus.

«Erste Stammkunden»

Thierry Müller, Leiter öffentlicher Verkehr beim Kanton Graubünden, ist mit den ersten Ergebnissen «sehr zufrieden». Er sagt: «Wir konnten schon erste Stammkunden gewinnen, was wir als gutes Zeichen deuten.»

Die Kundengruppen seien vielfältig: Touristen auf Besuch bei Freunden oder Gastronomiebetrieben, Jugendliche aus der Region und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lokaler Betriebe. Müller betont, dass das Angebot langfristig bestehen bleiben soll, vorausgesetzt es wird genutzt. «Die ersten Signale zeigen in die richtige Richtung», sagt er.

Ist das bald auch in Zürich so? Auf Anfrage von Nau.ch sagt Lucia Frei vom Zürcher Verkehrsverbund (ZVV): «Seit des erfolgreichen Ausbaus des ZVV-Nachtnetzes Ende 2021 untersucht und betrachtet der ZVV laufend die Bedürfnisse an das Nachtnetz.»

Darüber, ob das Netz auf zusätzliche Wochentage ausgeweitet wird, kann der ZVV aber keine Aussage machen. «Es liegen noch keine Ergebnisse vor.»

Zürich ist die grösste Stadt der Schweiz und hat ein reges Nachtleben – auch unter der Woche. Ebenfalls wäre der frühe Morgenverkehr vorteilhaft für den Transfer vom und zum Flughafen.

In anderen Teilen der Schweiz sieht man jedoch weniger Potenzial für ein Nachtbus-Angebot für unter der Woche. Dies zeigt eine Umfrage von CH Media. In einigen Kantonen scheitert es wegen mangelnder Nachfrage, in anderen wegen «unverhältnismässig hohen Kosten».

Ausbau des Wochenend-Netzes

Trotz der Skepsis planen die meisten Kantone jedoch, ihr Wochenend-Nachtnetz auszubauen. In Zürich sollen bis Dezember 2025 die Lücken im frühmorgendlichen Netz geschlossen werden. Die Passagierzahlen sind bereits um 67 Prozent höher als 2019. Dies ist auch auf die Abschaffung des Nachtzuschlags Ende 2020 zurückzuführen.

Bis 2025 will auch St. Gallen sein Nachtnetz erweitern. Der Kanton Bern führt derzeit eine Prüfung seines Angebots durch.

Würden Sie ein Nachtbus-Angebot unter der Woche für Ihre Region begrüssen?

Laut Thierry Müller vom Kanton Graubünden sind viele Touristen und Mitarbeiter in der Region Lenzerheide auch nachts unterwegs. Bisher musste man diese Fahrten mit dem Auto abdecken. Müller sagt: «Diese Kunden sind neu auch tagsüber mit unserem ÖV unterwegs, weil sie damit komplett auf das Auto verzichten können.»

Müller betont zudem den Beitrag des öffentlichen Verkehrs zur Verkehrssicherheit: «Wenn er eine echte Alternative zum privaten Auto sein will, müssen wir möglichst viele Bedürfnisse damit abdecken».

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Kommentare

User #6091 (nicht angemeldet)

Um die Reitschüler von A nach B zu kutschieren (die schwarz fahren nottabene)?

Meggenluz

57% befürworten das 24/7 System? Einfach krank. Passt zu der Wohlstandsverdrossenen Gesellschaft. Immer alles jederzeit haben. Überall WLan, alles gratis. Abfall lässt man am See, auf der Strasse liegen. Krank sogar dass ein ehemaliger Kurort wie Lenzerheide den Spasstouristen das Angebot machen muss für ein Nachtnetz. Brauchte man früher nicht und niemand hat es vermisst. Entweder man pennt oben in den Bergen oder nimmt den ersten oder letzten Bus und Zug ab Chur. Die Entwicklung der Spass-Ego-Gesellschaft ist wirklich ein NoGo. Aber nur so weiter machen und den kleinen Firmen schaden zufügen.

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zvv
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