Teilzeitarbeit führt zu wesentlichen Einbussen in der Vorsorge
Wer sich dafür entscheidet, weniger zu arbeiten, muss damit rechnen, dass das Einkommen im Ruhestand sinkt – eine UBS-Studie.
Teilzeitarbeit wird in der Schweiz immer beliebter und das hat einen Einfluss auf die Altersvorsorge. Wer den Entscheid fällt, das Arbeitspensum zu reduzieren, muss mit Einkommenseinbussen nach der Pensionierung rechnen. Zudem droht der Trend hin zur Teilzeitarbeit die Finanzierung im Schweizer Vorsorgesystem noch stärker zu strapazieren, wie die UBS in einer Studie aufzeigt.
Das UBS-Vorsorgeforum hat im Rahmen der am Donnerstag veröffentlichten Studie darzulegen versucht, wie stark Teilzeitpensen künftige Vorsorgeleistungen beeinflussen. Das zu erörtern sei nicht ganz einfach, da viele Faktoren entscheidend seien, sagte Ökonomin und Vorsorgeexpertin Veronica Weisser an einer Videokonferenz.
Ein wesentlicher Faktor zur Bestimmung künftiger Vorsorgeleistungen ist wenig überraschend das in der Teilzeitarbeit erzielte, tiefere Einkommen. Was dabei oft unterschätzt werde, sei der Effekt des Lohnwachstums. Dieser falle über die Jahre bei Teilzeitarbeitenden in Franken gemessen klar weniger stark aus als bei Vollzeitangestellten, warnte UBS-Vorsorgeexpertin Elisabeth Beusch.
Loch von rund 600 Milliarden Franken
Basierend auf den tieferen Durchschnittseinkommen errechne sich für Teilzeitarbeitende zunächst in der ersten Säule des Vorsorgesystems eine tiefere AHV-Rente, hiess es weiter. Dieser «Rentenverlust» falle bei Alleinstehenden nicht allzu stark ins Gewicht und bei Ehepartnern zumeist gar nicht, da die gemeinsame Rente der Eheleute bereits früh plafoniert beziehungsweise gedeckelt werde.
Anders ist das Bild in der zweiten und dritten Säule. Schliesslich werde in der beruflichen Vorsorge (BVG – 2. Säule) mit tieferen Einkommen auch deutlich weniger Alterskapital angespart und für freiwillige Einzahlung der dritten Säule fehle den Teilzeitarbeitenden oft das Geld, erklärte Beusch. Hinzu kämen nicht zu unterschätzende Abstriche beim Zinseszins.
Die UBS beleuchtete in ihrer Studie auch den Einfluss, den der Trend zur Teilzeitarbeit auf die künftige Finanzierung der AHV in der Schweiz ausüben könnte. Bereits heute gehen die Expertinnen davon aus, dass wegen der steigenden Lebenserwartung und mit Blick auf die zu erwartenden stark zunehmenden Renteneintritte in der AHV-Kasse ein Loch von rund 600 Milliarden Franken klafft.
Strukturreformen benötigt
«Dabei geht es um Rentenversprechen, für die wir noch nicht wissen, wie wir sie finanzieren», erklärte Weisser. Die Finanzierungslücke in der AHV werde sich vor allem dann ausweiten, wenn sich Männer vermehrt dazu entschliessen, Teilzeit zur arbeiten. Heute bewege sich die Erwerbsbeteiligung der Männer im internationalen Vergleich noch auf einem sehr hohen Niveau und dies bei hohen Löhnen.
Das System entlasten könne derweil eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen, was zurzeit auch geschehe, hiess es. Zudem gebe es diesbezüglich bei älteren Arbeitnehmenden Potenzial. Um das Vorsorgesystem auf gesunde Beine zu stellen, brauche es aber vor allem Strukturreformen. Als eine Möglichkeit dazu sehen die UBS-Vorsorgeexpertinnen eine Erhöhung des Rentenalters.
In der Schweiz wird am 3. März im Rahmen von der von den Jungfreisinnigen lancierten Renteninitiative über eine Erhöhung des Rentenalters von zunächst auf 66 Jahre und einer späteren Koppelung des Rentenalters an die Lebenserwartung abgestimmt. Zudem wird das Stimmvolk über die Volksinitiative von Gewerkschaften für eine 13. AHV-Rente befinden.
Der Bundesrat lehnt beide Initiativen ab und auch die UBS-Expertinnen sehen bei der Zahlung einer 13. AHV-Rente grosse finanzielle Herausforderungen auf die Schweiz zukommen.