Temu erobert die Schweiz: Zwischen Schnäppchen und Skepsis
Die chinesische Online-Plattform Temu breitet sich in der Schweiz aus und sorgt für Diskussionen. Behörden und Händler äussern Bedenken.
Temu, der chinesische Online-Marktplatz, gewinnt in der Schweiz rasant an Popularität. «20 Minuten» berichtet von einer erwarteten «Päckli-Flut» zu Weihnachten.
Die Flugimporte aus China haben sich bis Oktober 2024 mehr als verdreifacht. Das Unternehmen übertrifft dabei sogar Konkurrenten wie Shein und Alibaba.
Innerhalb eines Jahres hat Temu 4,6 Prozent des Schweizer E-Commerce-Marktes erobert. Der geschätzte Umsatz in der Schweiz beläuft sich auf knapp 830 Millionen Franken.
Die Strategie von Temu
83 Prozent der Schweizer Konsumenten bevorzugen die niedrigen Preise der Billighändler. Temus Slogan «Shop like a Billionaire» trifft den Nerv der Zeit.
In der EU hatte Temu durchschnittlich mehr als 93 Millionen monatliche Nutzer. Das Unternehmen setzt auf den Verzicht von Zwischenhändlern, um Grosshandelspreise anzubieten.
Temu zeigt sich zufrieden mit dem Schweizer Geschäft. Experten erwarten eine weitere Ausbreitung in der Schweiz.
Kritik der Handelsverbände
Temus Erfolg bringt auch Kritik. Schweizer Handelsverbände befürchten schon länger unfaire Wettbewerbsbedingungen und haben sich an den Bundesrat gewandt.
Auch Sicherheitsbedenken, besonders bei Spielwaren, stehen im Fokus. Die Verbände verlangen strengere Zollkontrollen und Aufklärung der Bevölkerung.
Plagiate als wachsendes Problem
Temu sieht sich zunehmend mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. «N-tv» berichtet von zahlreichen Herstellern, die Fälschungen ihrer Produkte auf der Plattform entdecken.
Der deutsche Haushaltswaren-Produzent Wenko ist besonders stark betroffen. Laut Geschäftsführer Niklas Köllner habe seine Firma bereits 400 Fälle gemeldet; ein einzelnes Produkt wurde über 100 Mal kopiert.
Knipex, ein Zangenhersteller, stellte seit Juli 2023 über 220 Rechtsverletzungen bei sechs Produkten fest. Oft wurden sogar die Werbebilder von Knipex ohne Logo verwendet.
Temu weist Vorwürfe zurück
Markeninhaber können gefälschte Produkte dem Plattformbetreiber melden. Temu ist dann verpflichtet, das Produkt zu entfernen.
Das Problem ist, dass bereits als illegal bekannte Inhalte erneut hochgeladen werden können. Eine Marktplatzhaftung gibt es in der Regel nicht.
Temu weist die Vorwürfe zurück und betont, Hinweisen umgehend nachzugehen. Die Plattform behauptet, 99 Prozent der Beschwerden schnell zu lösen; Experten bezweifeln jedoch Temus ehrliches Interesse an Veränderungen.