Verfahren gegen Temu durch EU eingeleitet
Die EU-Kommission hat ein formales Verfahren gegen den chinesischen Online-Marktplatz Temu eingeleitet. Es soll geprüft werden, ob die Plattform gegen EU-Recht
Die Brüsseler Behörde verdächtigt Temu, nicht genug gegen den Verkauf illegaler Produkte vorzugehen. Laut «Watson» geht es dabei um gefälschte oder sogar gefährliche Waren.
Unseriöse Händler würden nach einer Sperre wieder auf der Plattform auftauchen. Dies berichtet die «Tagesschau» unter Berufung auf die EU-Kommission.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Gestaltung der Plattform. Sie könnte laut Behörde «potenziell süchtig» machen. Jetzt wird ein Verfahren eingeleitet.
Schweizer Händler zittern, doch die Uni St. Gallen soll Abhilfe schaffen.
Belohnungsprogramme im Fokus von Verfahren
Die EU-Kommission will das Belohnungssystem von Temu genauer untersuchen. Es könnte Nutzer zu ungeplanten Ausgaben verleiten.
«Watson» zitiert die Kommission: Das System könne «negative Folgen für das körperliche und geistige Wohlbefinden einer Person haben».
Die Behörde plant nun, weitere Beweise zu sammeln. Dazu sollen auch Befragungen durchgeführt werden.
Reaktion von Temu
Temu hat auf das EU-Verfahren reagiert. Das Unternehmen betont, seine Verpflichtungen ernst zu nehmen: «Temu nimmt seine Verpflichtungen gemäss dem Digital Services Act (DSA) sehr ernst. Wir investieren kontinuierlich in die Stärkung unseres Compliance-Systems sowie in den Schutz der Verbraucherinteressen auf unserer Plattform.»
Und weiter: «Um unser gemeinsames Ziel eines sicheren und vertrauenswürdigen Marktplatzes für Verbraucher zu erreichen, werden wir uneingeschränkt mit den Regulierungsbehörden zusammenarbeiten.»
«Unabhängig davon können wir bestätigen, dass wir uns in Gesprächen befinden, um dem Memorandum of Understanding (MoU) über den Verkauf gefälschter Waren im Internet beizutreten – einer freiwilligen Vereinbarung, die von der Europäischen Kommission unterstützt wird», so das Unternehmen weiter.
«Produktfälschungen sind eine branchenweite Herausforderung, und wir sind überzeugt, dass gemeinsame Anstrengungen entscheidend für den Schutz von Verbrauchern und Rechteinhabern sind», hält Temu fest.
Kritik von Verbraucherschützern
Nicht nur die EU-Kommission äussert Bedenken. Auch Verbraucherschützer kritisieren die Praktiken von Temu.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat Temu abgemahnt. Dies berichtet der «Spiegel».
Grund seien «willkürlich erscheinende Rabatte, fragwürdige Bewertungen und manipulative Designs».
Mögliche Konsequenzen
Bei nachgewiesenen Verstössen drohen Temu harte Strafen. Die «Tagesschau» berichtet von möglichen Bussgeldern.
Diese könnten bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes betragen. Die genaue Höhe hängt vom Ergebnis des Verfahrens ab.
Das Verfahren basiert auf dem EU-Gesetz für Digitale Dienste (DSA). Es legt grossen Online-Plattformen besondere Sorgfaltspflichten auf.
Wirtschaftliche Spannungen
Das Verfahren gegen Temu fällt in eine Zeit zunehmender wirtschaftlicher Spannungen mit China. «Watson» berichtet von neuen EU-Zusatzzöllen.
Diese gelten seit kurzem für Elektroautos aus China. Deutschland hatte gegen diese Massnahme gestimmt.
Die Bundesregierung befürchtet einen neuen Handelskonflikt. Auch mögliche Vergeltungsmassnahmen gegen deutsche Hersteller bereiten Sorgen.
In der Schweiz ist Temu bereits im September negativ aufgefallen: Wie nau.ch berichtete, verkaufte der Onlinehändler Abzeichen von Schweizer Polizeien. Das gefiel diesen ganz und gar nicht.