Terror: Junge radikalisieren sich auf Tiktok und Co.
In der Schweiz besteht eine «erhöhte» Bedrohung für Terror. Bei der Radikalisierung spielen die sozialen Medien eine zentrale Rolle.
Das Wichtigste in Kürze
- Terroristen radikalisieren sich oftmals über die sozialen Medien.
- Einem Experten zufolge hat solche Propaganda seit der Pandemie zugenommen.
- Die Videos schaffen es durch die Zensur, weil sie weniger extremistisch wirken.
Europa wird erneut von Terror erschüttert: Am Montag vor einer Woche erschoss ein Islamist in Brüssel zwei schwedische Fussballfans. Kurz vorher hat ein islamistisch radikalisierter Ex-Schüler einen Lehrer in Nordfrankreich erstochen.
Terror ist auch in der Schweiz ein Risiko – die Gefahr nimmt zu. Das ist auch auf die Gewalteskalation im Nahen Osten zurückzuführen.
Der Schweizer Nachrichtendienst (NDB) erklärt, das plausibelste Terrorszenario für die Schweiz sei derzeit ein dschihadistischer Gewaltakt. Dabei sei eine Tat durch eine allein handelnde Einzelperson am wahrscheinlichsten.
Ein Problem: Die Sozialen Medien, erklärt Terror-Experte Nicolas Stockhammer, Autor des Buchs «Trügerische Ruhe», gegenüber Nau.ch. Oftmals radikalisieren sich Terroristen nämlich auf diesen Plattformen.
«Soziale Medien sind ein wesentlicher Katalysator für Radikalisierung», so der Experte. «Und auch Künstliche Intelligenz wird zunehmend eine Rolle spielen.»
Die Plattformen, über die versucht werde, Personen zu erreichen, würden sehr schnell wechseln. Auch kleinere Videoplattformen werden genutzt. Zentral seien jedoch weiterhin auch Tiktok sowie Dauerbrenner Youtube. Facebook und Instagram hingegen seien für Junge weniger relevant.
«Die Videos schaffen es durch die Zensur, weil die Angebote niederschwelliger sind und weniger extremistisch wirken», so Stockhammer.
So sollen junge Leute angezogen und auf andere Plattformen gelockt werden. Kein Zufall – Täter «sind besonders oft Männer zwischen 17 und 25 Jahren aus einem prekären Umfeld», so Stockhammer.
Mehr Propaganda für Terror auf Social Media seit Corona
Ein Beispiel für Terror-Propaganda auf Social Media: Im Zusammenhang mit dem Israel-Krieg werden nur Bilder palästinensischer Opfer gezeigt. Opfer auf israelischer Seite kommen nicht vor.
Die Nutzung sozialer Medien für dschihadistische Propaganda hat in den letzten Jahren zugenommen. «Seit die Pandemie als überwunden gilt, hat sich das verstärkt», sagt Stockhammer. Schon während der Pandemie sei die Nutzung der sozialen Medien für solche Propaganda nach oben gegangen. Mit dem Nahostkonflikt habe sie nochmals «massiv an Schub gewonnen».
Doch welche Menschen sind empfänglich für solche Propaganda? «Es gibt mehrere Kennzeichen, die aber nicht zwingend zutreffen müssen», hält der Experte fest.
So gelten Personen, die sich in einer Sinn- und Lebenskrise befinden, als empfänglich. Ebenso wie Menschen mit Bezug zu Konflikten oder solche, die zu Hause vorgeprägt oder im Umfeld Radikalisierung ausgesetzt sind. Auch soziale und wirtschaftliche Probleme und das Gefühl der Marginalisierung können in dem Zusammenhang wichtig sein.