Thomas Jordan: Schweiz wird wegen Corona «zu kauen haben»
Thomas Jordan, Chef der Nationalbank, zeichnet ein düsteres Bild: Die Schweiz wird seiner Meinung nach noch Jahre an der Coronavirus-Krise «zu kauen haben».
Das Wichtigste in Kürze
- Die Folgen der Corona-Krise werden die Schweiz noch lange auf Trab halten.
- Dies erklärt Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank.
- Auch Langzeitschäden in der Wirtschaft sind laut Jordan nicht auszuschliessen.
Anfangs der Corona-Krise war man noch zuversichtlich. Man ging von einer schnellen Erholung der Wirtschaft aus. Dies erklärte Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), im Interview mit der «Sonntagszeitung».
Nun zeichnet Jordan mittlerweile aber ein dunkles Bild für die wirtschaftliche Lage der Schweiz. Man müsse mit Langzeitschäden und dem grössten Einbruch seit der Grossen Depression in den 1930er-Jahren rechnen.
Thomas Jordan: Folgeschäden tief halten
Es sei davon auszugehen, dass die Nachwirkungen der Corona-Krise noch lange andauern werden, so Jordan. Dann sei es auch möglich, dass gesunde Firmen untergehen, welche eine normale Rezession ohne weiteres überlebt hätten.
Die Folgeschäden der wirtschaftlichen Einschränkungen müssten daher so tief wie möglich gehalten werden.
Es sei essenziell, dass die Massnahmen in Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung getroffen würden, erklärt Thomas Jordan. Da die Schweiz sehr stark vom internationalen Umfeld abhängig sei, gelte es auch dieses nun zu beachten.
Der Weg aus dem Lockdown findet der Präsident der SNB sehr wichtig. Mit dem aktuellen Aktivitätsniveau von 70 bis 80 Prozent gingen der Schweiz monatlich zwischen 11 und 17 Milliarden Franken verloren. «An diesen Kosten werden wir noch Jahre zu kauen haben.»
Es gelte nun den richtigen Weg aus dem Lockdown zu finden, ohne eine zweite Welle zu riskieren.
SNB stellt Kreditversorgung sicher
Mit der Arbeit des Bundesrats zeigt sich Thomas Jordan sehr zufrieden. Die Auswirkungen der Entscheide sei im Voraus nur schwer abzuschätzen. So müsse der Bundesrat unter enormer Unsicherheit entscheiden und wichtige Güterabwägungen vornehmen.
Die SNB selbst sei dafür verantwortlich, den Wechselkurs und den Zinssatz stabil zu halten. Zudem stelle die SNB die Kreditversorgung der Schweizer Wirtschaft sicher, also jene Kredite, welche vom Bund garantiert werden.
Den Vorwurf, dass besonders die Banken von den Krediten profitieren würden, verneint Jordan gegenüber der «Sonntagszeitung». Das System sei fein kalibriert worden. Die Banken könnten zwar zu vorteilhaften Konditionen refinanzieren, trotzdem sei dies wichtig für die tiefen Kreditzinsen für die Firmen.