Thomas Jordan

Martin Schlegel übernimmt nach Thomas Jordan die SNB-Leitung

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Zürich,

Martin Schlegel wird neuer Chef der Schweizerischen Nationalbank nach Thomas Jordan. Seine Wahl im Juni kam für viele Beobachter nicht überraschend.

Martin Schlegel
Für den neuen SNB-Präsidenten Martin Schlegel steht der Aufbau von Eigenkapital an erster Stelle. (Archivbild) - keystone

Bei der SNB besteigt nun Martin Schlegel den Thron. Für viele Beobachter ist er der logische Nachfolger von Thomas Jordan.

Die Wahl Schlegels an die Spitze der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im Juni war keine Überraschung. Im Gegenteil: Beobachter hatten den 47-jährigen promovierten Ökonomen fast unisono als klaren Favoriten für die Nachfolge Jordans bezeichnet. Schliesslich ist er nichts anderes als der Ziehsohn des scheidenden SNB-Präsidenten.

Für dieses Label ist der ehemalige Praktikant Jordans in gewisser Weise selbst verantwortlich. So sagte er im ersten Interview, das die «Neue Zürcher Zeitung» mit ihm führte, er habe als Praktikant von Jordan angefangen – und sei es irgendwie immer noch. Für die Medien ist das bis heute ein gefundenes Fressen.

Zurückhaltender SNB-Chef mit familiärem Hintergrund

Privat gibt sich Schlegel – wie schon sein Vorgänger – eher zurückhaltend. In Interviews zeigt er sich meist frei von Allüren und ohne Hang zur Selbstdarstellung. Bekannt ist aber: Schlegel lebt in Zürich, wo er auch aufgewachsen ist, geht gerne joggen und hat mit der Ökonomin und Hotellerie-Suisse-Direktorin Nicole Brändle drei Kinder.

Zudem – so viel ist bekannt – soll Schlegel vom Typ her anders sein als Jordan. Lockerer und zugänglicher, heisst es. Dass er bis vor wenigen Jahren als Bassgitarrist in Bands gespielt hat, dürfte zu diesem Image beitragen. Auch sein bekannter vegetarischer Lebensstil und sein Flair für Grafik verleihen ihm einen modernen Touch.

Beruflich ist Schlegel seit 2003 bei der SNB tätig. Dort stieg er Schritt für Schritt auf, bis er 2022 als Vizepräsident ins dreiköpfige Direktorium der SNB gewählt wurde. Diese Beförderung war eine Überraschung. Denn Schlegel wurde direkt an Andréa Maechler, am dienstälteren dritten Mitglied, vorbei zum Vize befördert. Diese quittierte den Affront prompt mit ihrem Rücktritt und wechselte zur Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel.

Antoine Martin tritt verspätet ins SNB-Direktorium ein

Wegen Maechlers Rücktritt konnte das nun neuste dritte Mitglied des Dreiergremiums, Antoine Martin, erst auf September 2023 ins Direktorium der SNB berufen werden. Er trat sein Amt somit erst Anfang 2024 an und galt daher als wenig aussichtsreich für den Direktorenposten.

Schlegel selbst wiederum war vor seiner Wahl ins Direktorium in verschiedenen Funktionen bei der SNB tätig. Auslandserfahrung sammelte er unter anderem in Singapur, der einzigen SNB-Filiale ausserhalb der Schweiz. Er unterrichtete an der Universität Basel und war Mitglied des Anlageausschusses der SNB. Seit August 2022 leitete er das II. Departement in Bern, das sich unter anderem mit Finanzstabilität, Bargeld oder Risikomanagement befasst.

Die Wahl Schlegels enttäuschte vor allem zwei Fraktionen von SNB-Kritikern. Zum einen jene, die sich eine externe Lösung gewünscht hätten, zum anderen jene, die auf eine Frau an der Spitze der Notenbank gehofft hatten.

Forderungen nach einer Frau an der SNB-Spitze

Von politischer Seite kamen Forderungen nach einer Frau an der SNB-Spitze – wenig überraschend – von der SP. Sie hatte sogar etwas plakativ ein Ende der «Erbmonarchie» in der SNB gefordert. Mit der Thronbesteigung Schlegels findet diese nun jedoch quasi ihre Fortsetzung. Dem Vernehmen nach sahen auch Spitzenbeamte der Bundesverwaltung diese interne Nachfolge kritisch.

Schlegel wird sich also sehr schnell bewähren müssen, um diesen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Er wird beweisen müssen, dass er die nötige Standfestigkeit und Ruhe für das Amt des SNB-Chefs mitbringt. Sein Vorgänger Jordan mit seiner stoischen Art könnte ihm auch hier erneut als Vorbild dienen.

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Kommentare

User #5661 (nicht angemeldet)

Persönlich würde ich sagen: geben wir ihm eine Chance. M.E. gehört er nun zu den wenigen Chefs in der Finanzwelt, welche das System noch von "der Pieke auf" gelernt haben. M.E. ist das Parteiengeplänkel um Quoten für die SNB komplett überflüssig. Weil es geht um die Führung der "Schweizerischen Nationalbank" und nicht, frech gesagt, um den Vorsitz einer dörflichen "Handarbeitsgruppe" (f/m/x., kei Ahnig, ..) oder so.

User #1221 (nicht angemeldet)

Vom Typ her ist jeder und jede anders

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