Tierquälerei Oftringen AG: Nachbarn nach Verhaftung erleichtert
Die Polizei verhaftete am Dienstag den Tierhalter Bruno S.* aus Oftringen. Bei ihm zuhause wurden mehrere tote Tiere entdeckt. Seine Nachbarn sind erleichtert.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Dienstag wurde Bruno S.* in Oftringen AG wegen Tierquälerei verhaftet.
- Am Wohnort des 57-Jährigen wurden tote und misshandelte Tiere gefunden.
- Seine Nachbarn sind erleichtert. Man habe die Zustände bei Bruno S. mehrmals gemeldet.
Bruno S.* (57) sitzt seit Dienstag im Knast. Die Polizei verhaftete den Tierhalter aus Oftringen, nachdem auf seinem Anwesen mehrere tote Tiere entdeckt wurden. Die Nachbarn sind nach jahrelangem Clinch mit Bruno S. erleichtert. Auch die Gemeinde atmet auf.
Seit Jahren liegt Bruno S. mit seinen Nachbarn im Clinch. Er hält bei seinem Elternhaus in Oftringen Schafe, Ziegen und Hühner. Auch Hunde bellen in der Vergangenheit auf dem Anwesen. Jetzt herrscht dort Totenstille.
Tote und teilweise verweste Tiere
Am Dienstag entdeckt eine Polizeipatrouille ein totes Schaf auf der Wiese von Bruno S. Bei einer Kontrolle des Anwesens bietet sich den Polizisten ein Bild des Grauens: Mehrere tote und teilweise bereits verweste Tiere liegen herum. 16 Schafe, 4 Ziegen und 35 Hühner müssen in teilweise sehr schlechtem Zustand auf Höfen in der Gegend untergebracht werden.
Die Polizei bleibt im Gebäude. Bruno S. wird verhaftet, als er am Abend nach Hause zurückkommt.
Seine Nachbarn sind erleichtert. «Wir lagen seit Jahren im Clinch mit ihm», sagt eine Nachbarin, die anonym bleiben will. «Vor ein paar Wochen hing ein zerrissenes Schaf tagelang tot im Zaun.»
Mehrere Nachbarn meldeten die miserablen Zustände der Tiere bei Bruno S. den Behörden. «Man sagte uns auf der Gemeinde, dass sie nichts tun könnten. Zuständig sei das kantonale Veterinäramt», so die Nachbarin weiter. «Passiert ist jeweils nichts.»
«Er hatte die armen Tiere zwei Jahre lang nicht geschoren»
Einzelne Nachbarn und Bruno S. trafen sich sogar beim Friedensrichter. Vergeblich. «Bruno S. reagierte immer im letzten Moment. Gestern konnte er das endlich nicht mehr tun», so die Nachbarin.
Im letzten Sommer meldeten Anwohner, dass die Schafe von Bruno S. in der Gluthitze ungeschoren sind. «Er hatte die armen Tiere zwei Jahre lang nicht geschoren. Erst als er befürchten musste, dass ihm die Tiere weggenommen wurden, griff er im letzten Moment zur Schere», so die Nachbarin.
Auch die Gemeinde ist erleichtert. «Beim Tierschutz haben wir als Gemeinde leider keine Handhabe. Wir spielen bloss den Briefträger», sagt Gemeindeammann Hanspeter Schläfli. «Wir versuchten bei Bruno S. Auflagen mittels Bauordnung durchzubringen. Doch als wir im letzten Herbst wegen zu vielen Hühnern endlich vorbeischauen durften, waren keine Tiere mehr da.» Bruno S. habe auch Rechtsmittel erhoben.
Mitarbeiter des Werkhofs der Gemeinde mussten am Dienstag die toten und verwesten Tiere entsorgen. «Es war nicht ganz einfach für meine Leute. Der Anblick war furchtbar», sagt Schläfli. Auch der Tierarzt des kantonalen Veterinäramtes war schockiert. «Er sagte mir, dass er so etwas in seinem langen Berufsleben noch nie gesehen hat», sagt Schläfli.
Überforderung ist keine Entschuldigung
Weshalb hat Bruno S. seine Tiere so elendiglich behandelt? Gemeindeammann Schläfli: «Ich vermute, er war überfordert. Das ist aber keine Entschuldigung.»
Auch die Nachbarn hoffen, dass es den geretteten Tieren jetzt wieder besser geht. «Es war schlimm, das alles mitzubekommen», sagt die Nachbarin. «Am besten wäre es, wenn Bruno S. sein Haus verkaufen und gar nie zurückkommen würde.»
Vorerst sitzt Bruno S. hinter Gittern. Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren gegen den Tierquäler aus Oftringen eröffnet. Bruno S. lebte zuletzt allein in seinem Elternhaus. Seine Mutter starb letztes Jahr. «Er versuchte beruflich wohl verschiedene Sachen, doch es klappte nicht so richtig», sagt die Nachbarin.
*Name geändert