Tierrechtler decken Hühner-Skandal auf – Bauern unzufrieden
Tierrechtler veröffentlichen versteckte Aufnahmen aus Hühnerbetrieben. Die Bilder schockieren. Der Bauernverband kritisiert das Vorgehen scharf.
Das Wichtigste in Kürze
- Versteckte Aufnahmen zeigen, wie Bauern Hühner auf illegale Weise töten.
- Der Bauernverband verlangt, dass die Betriebe angezeigt werden.
- Die Tierrechtler verzichten aus Gründen des Quellenschutzes auf eine Anzeige.
Die Tierrechts-Organisation Tier im Fokus hat versteckte Aufnahmen aus Schweizer Hühnerställen veröffentlicht. Die Bilder sind nur schwer erträglich. Sie zeigen Bauern, die Küken gewaltsam töten, indem sie ihren Hals über die Tränke drücken. Das Tier strampelt danach noch weiter.
Diese Praxis ist verboten. Gemäss Bundesamt für Lebensmittelsicherheit muss der Bauer das Tier erst mit einem stumpfen Schlag auf den Hinterkopf betäuben. Darauf darf er das Tier per Genickbruch töten – etwa mit einer dafür vorgesehenen «Tötungszange». «Manchen Bauern ist das wohl zu umständlich», kommentieren die Tierrechtler.
Gemäss Tier im Fokus handelt es sich hier nicht um einen Einzelfall. «Die Massentierhaltung zeigt sich einmal mehr von ihrer hässlichen Seite», sagt Tier-im-Fokus-Präsident Tobias Sennhauser. Der qualvolle Tod gehöre in der Hühnermast zum Geschäft. «Den Preis für billiges Fleisch bezahlen die Hühner.»
Die Tierrechts-Organisation hat darum eine Petition zu Verbot von Qualzuchten lanciert. Über 2200 Personen haben diese bisher unterzeichnet.
«Es braucht eine Anzeige!»
Über die Aktion ist der Schweizer Bauernverband nicht erfreut. Auf Twitter kommentiert er: «Es braucht keine Petition, sondern eine Anzeige! Weder wir noch die Geflügelproduzenten selbst tolerieren es, wenn das Tierschutzgesetz nicht eingehalten wird.»
Gegenüber Nau.ch sagt Sprecherin Sandra Helfenstein, dass alle Hühnerhalter die Vorgaben kennen würden: «Wenn es jemand anders macht, dann weiss er, dass er damit gegen das Gesetz verstösst.» Deshalb sei eine Anzeige der richtige Weg. «Es gibt bei uns Gesetze, die eine artgerechte Haltung sicherstellen, und diese sind für alle verpflichtend.»
Auf die Tierrechts-Organisation ist Helfenstein sowieso nicht gut zu sprechen. Denn: «Tier im Fokus ist jedes Mittel recht, um die Nutztierhaltung in der Schweiz schlecht zu machen.»
Mit Strafverfahren eingedeckt
Warum zeigen die Aktivisten die Bauern nicht an? «Wir würden die Tierhalter sofort anzeigen, weil sie mit Sicherheit zu mehrfacher Tierquälerei verurteilt werden würden», sagt Sennhauser. Allerdings müsse er seine Quellen schützen.
«Wie die Erfahrung zeigt, werden jene Leute, die Missstände aufdecken, systematisch verfolgt und mit Strafverfahren eingedeckt.» Diese seien anstrengend und kostspielig – auch im Erfolgsfall. «Die mächtige Fleischlobby tut alles, um ihre Kritiker mundtot zu machen.»
Mit den veröffentlichten Aufnahmen will Tier im Fokus den Konsumenten die Probleme der Nutztierhaltung aufzeigen. «Nur so können wir uns ein ungeschminktes Bild machen und entscheiden, ob wir diese Industrie wirklich unterstützen wollen.»