Tonhalle-Orchester spielt in grosser Besetzung für 50 Zuschauer

Keystone-SDA
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Zürich,

Als am Donnerstagabend das Zürcher Tonhalle-Orchester nach fast einem halben Jahr wieder aufspielte, waren mehr Musikerinnen und Musiker im Saal als Besucherinnen und Besucher. Gerechnet hat sich das nicht - aber eine Sehnsucht wurde erfüllt.

Lionel Bringuier, ehemaliger Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters Zürich feierte am Donnerstagabend ein Wiedersehen mit seinem Klangkörper. Dirigiert hat er unter anderem das zeitgenössische Flötenkonzert von Marc-André Dalbavie.
Lionel Bringuier, ehemaliger Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters Zürich feierte am Donnerstagabend ein Wiedersehen mit seinem Klangkörper. Dirigiert hat er unter anderem das zeitgenössische Flötenkonzert von Marc-André Dalbavie. - sda - Keystone: Gaëtan Bally

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Sehnsucht nach Livekonzerten ist so gross, dass Veranstalter und Musikerinnen finanzielle Überlegungen über Bord werfen - das zumindest gilt für das Zürcher Tonhalle-Orchester.

Rund achtzig Mitglieder des Orchesters spielten für ein Publikum von fünfzig Menschen.

Unter der Leitung des ehemaligen Chefdirigenten Lionel Bringuier erklang die «Tragische Ouvertüre» (op. 81) von Johannes Brahms und anschliessend das Flötenkonzert des zeitgenössischen Komponisten Marc-André Dalbavie. Uraufgeführt wurde das Werk 2006 in Berlin und erklang kurz darauf ein erstes Mal in der Schweiz, damals unter dem Dirigenten David Zinman; entstanden ist es im Auftrag der Berliner Philharmoniker und der Tonhalle-Gesellschaft Zürich. Und dieses hat sich nun Bringuier für sein Wiedersehen mit dem Tonhalle-Orchester gewünscht. Es zählt demnach, anders als Brahms, nicht zum Repertoire des Orchesters.

Das Flötenkonzert bietet die perfekte Plattform für die Soloflötistin des Orchesters, für Sabine Poyé Morel. Sie war im Übrigen schon bei der Aufführung 2006 in Zürich mit dabei, damals im Orchester. Es sei für sie eine besondere Ehre, am ersten Konzert nach so langer Zeit als Solistin vor das Publikum treten zu dürfen, sagte sie gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Natürlich ist es ein ganz besonderer Moment, auf den wir alle lange gewartet haben.»

Sie freue sich, «obwohl ich nicht das Gefühl habe, dass die Verbindung zum Publikum abgebrochen wäre in den letzten Monaten. Wann immer wir live gestreamt haben, bestärkte mich das Gefühl zu wissen, dass meine Familie und meine Freunde zuhause zugehört und zugesehen haben».

Am Donnerstag ist das Tonhalle-Orchester gleich zwei Mal aufgetreten. Der Hintergrund sind die Einschränkungen wegen der Pandemie. Diese sehen vor, dass keine Pause gemacht werden darf. Deshalb hat das Orchester das ursprüngliche Programm aufgeteilt in zwei Konzerte: am frühen Abend mit Brahms und Dalbavie und danach Sergej Rachmaninows 2. Sinfonie (op.27) - auch das ein Werk für grosse Orchesterbesetzung. Die beiden Konzerte werden am (heutigen) Freitag wiederholt.

Insgesamt wird das Tonhalle-Orchester im April neun Konzerte geben und immer wird die Situation die sein, dass fünfzig Zuschauerinnen und Zuschauer in einem Konzertsaal mit 1240 Plätzen sitzen. «Das rechnet sich natürlich absolut nicht», sagt denn auch die Intendantin Ilona Schmiel. Aber das Orchester wolle ein Zeichen setzen. «Die Sehnsucht nach Livekonzerten ist gross - das Orchester vermisst das Publikum und umgekehrt», so Schmiel.

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