Tornado könnte auch Deutschschweiz treffen, aber ...
Mit 217 km/h donnerte ein Sturm über La Chaux-de-Fonds. Experten rechnen nicht mit Tornados in der Deutschschweiz. Trotzdem gibt's Tipps für den Fall der Fälle.
Das Wichtigste in Kürze
- La Chaux-de-Fonds wurde gestern von einem heftigen Sturm heimgesucht, ein Mensch starb.
- Beim «Tornado» dürfte es sich wohl eher um einen «sehr starken Downburst» gehandelt haben.
- Meteorologen sagen: In der Deutschschweiz sind Tornados unwahrscheinlich, aber möglich.
200 Gebäude beschädigt, 40 Verletzte und ein Toter. Der gestrige Sturm bretterte mit 217 Kilometern pro Stunde über La Chaux-de-Fonds NE hinweg. Er hinterlässt Verwüstung und Zerstörung.
Der «Tornado» fegte erst durch die Westschweiz, schaffte es danach in diversen Medien sogar um die ganze Welt. Allerdings: Ob es sich tatsächlich um einen Tornado handelte, ist ungewiss, sagen Meteorologen zu Nau.ch.
«Wir gehen viel mehr von einem sehr starken Downburst aus. Einer schweren Gewitterfallböe», so Patrick Stierli von Meteoschweiz. Ausgeschlossen werden kann es aber nicht.
Die Frage, die sich nach der Tragödie in der Westschweiz stellt: Könnte ein solcher Tornado oder Downburst auch andere Teile in der Schweiz treffen?
Wo ein solches Ereignis jeweils eintritt, sei schwer vorauszusagen. Fest steht aber: Der Jura gilt als Hotspot für «Tornados», so Experten.
Stierli erklärt: «Unter optimalen Bedingungen kann im Zusammenhang mit einem Superzellengewitter grundsätzlich auch in der Deutschschweiz ein Tornado auftreten. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings gering.»
Am Tornado-sichersten sei es in den Alpen, «da dort das Windfeld durch die umliegenden Berge und Täler gestört wird».
Schäden lassen sich bei Tornados nicht verhindern
Den Schaden verhindern lasse sich bei einem Tornado kaum, führt der Meteorologe aus: «Das Schadenspotential ist bei starken Gewittern, unabhängig, ob ein Tornado vorkommt oder nicht, enorm.»
So nahmen gestern zahlreiche Gebäude grossen Schaden. Trotzdem sei es schwierig, Extra-Vorkehrungen für Tornados zu treffen.
Wenn Baunormen eingehalten würden, seien Tragwerk und Gebäudehülle ausreichend vor Sturm geschützt, so die «Mobiliar»-Versicherung. Bei extremen Windgeschwindigkeiten wie in La Chaux-de-Fonds NE könne es aber sein, dass gewisse Gebäudeteile den Naturkräften nicht standhalten.
Das sieht auch der Versicherer Axa so. «Bei solch starken Stürmen wie jenem in La Chaux-de-Fonds lassen sich viele Schäden nicht vermeiden.»
Am wichtigsten ist es sowieso, bei einem Tornado sich selbst zu schützen. Und dafür gibt es ein paar wichtige (Überlebens-)Tipps.
Das müssen Sie tun, wenn der Tornado kommt
Auf Anfrage von Nau.ch rät die «Helvetia»-Versicherung: «Um nicht von herumwirbelnden Trümmern getroffen zu werden, sollte man Kellerräume und massive Steinhäuser aufsuchen.» Von Fenstern und Türen gelte: Fernbleiben!
Ebenfalls wichtig zu wissen: «Autos bieten nur teilweise Schutz.»
Ist es nicht möglich, dem Tornado auszuweichen, helfe es, sich flach auf den Boden zu legen. «Noch besser ist es, sich in eine Grube, eine Mulde oder einen Graben zu flüchten. Dort gilt es so lange auszuharren, bis man wirklich sicher sein kann, dass der Tornado vorübergezogen ist.»
Allerdings sei auch der Rat, sich in eine Schlucht zu legen, von den Gegebenheiten abhängig. «Im Zusammenhang mit Tornados ist auch die Gefährdung durch Starkregen nicht gering...»