Tourismus muss sich auf anderes Reiseverhalten einstellen
Der Schweizer Tourismus muss sich für die nächsten paar Monate auf inländische Touristen einstellen. Diese haben jedoch ein ganz anderes Konsumverhalten.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweizer Tourismus muss dieses Jahr vor allem auf inländische Touristen setzen.
- Diese bevorzugen jedoch günstige Angebote und sind eher zurückhaltend.
- Auch zieht es inländische Touristen eher an abgelegene Orte statt die Touristen-Hotspots.
Die Schweizer Tourismusindustrie muss wegen nur allmählich aufgehender Grenzen und eingeschränkter Flugverbindungen in nächster Zeit eher auf inländische Touristen hoffen. Allerdings unterscheidet sich deren Reiseverhalten von dem der ausländischen Gäste, wie eine Studie der Universität St. Gallen aufzeigt.
Der Schweizer Markt sei zumindest vorerst der Hoffnungsträger des hiesigen Tourismus. So heisst es in dem am Dienstag von der Hochschule veröffentlichten «Report Tourismus Schweiz». Allerdings müssten sich die Anbieter dabei auf eher zurückhaltende Gäste vorbereiten.
Viele der inländischen Tourismus-Gäste dürften nämlich günstige Gelegenheiten nutzen. Sowohl bezüglich der «pandemischen Situation» wie auch bezüglich der finanziellen Tragfähigkeit.
Spontanere und kürzere Reisen
Das Reiseverhalten der inländischen Gäste dürfte dabei auch mit kürzeren Aufenthaltsdauern verbunden sein. So dürften oftmals etwa Wochenenden oder verlängerte Wochenenden genutzt werden, im «Extremfall» könnten viele Gäste auch lediglich Tagesreisen unternehmen. Da viele Gäste finanzielle angeschlagen aus der Krise kommen, dürften günstigere Angebote im Bereich der Parahotellerie sowie Camping profitieren.
Auch bezüglich der gewählten Destinationen werde dies eine Verschiebung bedeuten: Gesucht würden wohl eher abgelegene Gebiete mit generell weniger Menschen als die eigentlichen Tourismus-Hotspots. Gleichzeitig müssen wegen der Pandemie «Events» abgesagt werden, mit denen die Reiseziele in der Vergangenheit normalerweise Gäste anziehen konnten.
Unter Druck kommen dürften im Sommer und Herbst wohl besonders die Preise in der städtischen Ferien- und Geschäftshotellerie. Das sagen die Autoren. Eine gute Nachfrage und stabile Preise erwarten sie immerhin in der Parahotellerie. Auch in ländlichen Ferienhotels mit hohem Anteil von Schweizer Stammgästen dürfte die Nachfrage stabil bleiben.
Ringförmige Erholung
Insgesamt erwarten die Tourismus-Fachleute eine «ringförmige» Erholung des Tourismus. Während die Erholung derzeit von der Schweiz aus gehe, dürfte sie ab dem 3. Quartal 2020 auch Europa erfassen.
Eine Erholung des Tourismus aus anderen Kontinenten dürfte erst ab dem 2. Quartal 2021 einsetzen.
Insgesamt werde sich der internationale Reiseverkehr erst nach drei Jahren «einigermassen erholt» haben, glauben die Experten der Universität St. Gallen. Die Leute würden aber wieder reisen wollen und auch Geschäftsreisen würden wieder anziehen, wenn auch auf tieferem Niveau.
Auch wenn freies Reisen international wieder möglich werde, müsse man mit einer Verstärkung der «strukturbedingten Nachteile für die Schweiz» rechnen. Das sind namentlich die starke Währung und die hohen Kosten. Die Krise könnte nun aber auch für Strukturreformen genutzt werden, wie etwa für die Zusammenlegung von Betrieben oder Destinationsgesellschaften. Das sagten die Tourismus-Fachleute.