Der starke Regen der letzten Tage sorgt bei diversen Gewässern für einen hohen Pegel. Trotzdem befinden sich Leute am und sogar im Wasser – der Bund warnt.
Gottlieben TG
Im thurgauischen Gottlieben ist der Rhein zwischen dem Bodensee und dem Untersee über das Ufer getreten. Leute befinden sich dennoch im Wasser. - Nau.ch/Nico Leuthold

Das Wichtigste in Kürze

  • Für den Bodensee gilt derzeit die zweithöchste Hochwassergefahr.
  • In Gottlieben TG ist der Seerhein über das Ufer getreten.
  • Trotzdem flanieren hier die Menschen am und im Wasser.
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In den letzten Tagen sahen weite Teile der Schweiz praktisch nur Regen. Besonders betroffen waren die Ost- und die Zentralschweiz.

Beim Bodensee ist der Pegel in vier Tagen um satte 70 Zentimeter angestiegen, nun besteht grosse Hochwasser-Gefahr. Auf «MeteoSchweiz» gilt sowohl für den Bodensee als auch den Unter- und Obersee vorerst Stufe 4. Der Pegel könnte weiter ansteigen.

«Der Bodensee ist ein sehr träges System», sagte Hydrologe Robert Holzschuh gegenüber SRF. «Wir erwarten dort in den nächsten zwei bis drei Tagen den Peak. Und dann dauert es wohl zwei bis drei Wochen, bis diese Hochwassersituation wieder zurückgeht.»

Was hältst du von tagelangem Regen?

Nau.ch ist heute in Gottlieben TG vor Ort. Zwischen dem Bodensee und dem Untersee führt der Rhein viel Wasser und tritt leicht über das Ufer.

Trotzdem: Kurz vor Mittag stehen Eltern mit ihrem kleinen Töchterchen dort, wo eigentlich die Ufer-Promenade steht. Wegen des Hochwassers steht diese unter Wasser. Bis wenige Meter vor das nebenan liegende Restaurant dringen die Wassermassen schon ins Land (Bild).

Unbekümmert sitzen mehrere Menschen auf den Bänkli, die normalerweise zum Verweilen einladen. Eine ältere Dame schiesst mit ihrem Handy Fotos. Denn heute scheint die Sonne. Wenig daneben stehen die Keller der Wohnhäuser unter Wasser.

Praktisch zeitgleich erhöht der Bund seine Gefahrenstufe: Vier von fünf! Wie man sich da verhalten soll, ist klar: «Aufenthalt an Gewässern, die Hochwasser führen, vermeiden», warnt der Bund auf seiner Webseite. Man solle sich nicht unnötig in Gefahr bringen. Denn: «Flutwellen könnten Sie überraschen und Ufer, die unterspült werden, könnten einstürzen.»

Gottlieben Überschwemmung
Im thurgauischen Gottlieben ist der Rhein zwischen dem Bodensee und dem Untersee über das Ufer getreten.
Gottlieben TG
Der Pegel könnte noch steigen.
Gottlieben TG
«Wir sind es in Gottlieben gewohnt, in den letzten Jahren war immer wieder Hochwasser», sagt ein Hotelbesitzer.
Gottlieben TG
Für das Wochenende ist wieder Regen vorhergesagt.

«Immer wieder Hochwasser»

Dass Katastrophen-Touristen hier spazieren, überrascht Hotelier Jürgen Seifert vom Porto Sofie nicht. Er sagt zu Nau.ch. «Schon gestern Abend sind ganz viele Touristen und Einheimische durchs Wasser auf der Promenade gelaufen.» Für ihn aber kein Problem. Das sei «ein grosser Spass für Jung und Alt». Immerhin: Gestern galt noch keine so hohe Gefahrenstufe.

«Wir sind es in Gottlieben gewohnt, in den letzten Jahren war immer wieder Hochwasser», sagt Seifert. «Die Gemeinde kümmert sich ganz hervorragend.»

Hotelbesitzer Jürgen Seifert sieht «das Positive» an der Hochwasser-Situation. - Nau.ch/Nico Leuthold

Katastrophen-Touris ärgern Einheimische

Auch für Anwohnerin Helen ist das Hochwasser in der Bodensee-Region schon Gewohnheit. «Alle zehn Jahre kommt es da zu Hochwasser.» Sie habe es bereits dreimal erlebt.

Von Katastrophen-Touristen hält sie aber «sehr wenig. Das behindert Einheimische daran, sich zu schützen, auch die Feuerwehr und Hilfskräfte.»

Anwohnerin Helen aus Gottlieben TG ärgert sich über die Katastrophen-Touristen. - Nau.ch/Nico Leuthold

Mit Blick auf das nächste Wochenende macht sich die Anwohnerin von Gottlieben noch nicht zu grosse Sorgen. Je nachdem werde der Pegel steigen, «aber hoffentlich nicht».

Gegen das Wochenende werden weitere Regenschauer folgen. Gemäss «SRF Meteo» ist am Freitag und Samstag jeweils in der zweiten Tageshälfte mit Niederschlag zu rechnen.

Am Sonntag komme es wahrscheinlich zu verbreiteten und teils kräftigen Gewittern. Der Start in die neue Woche sollte wiederum sonniger sein.

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