Tuch an Tuch in Schweizer Badis: Hitzesommer führt zu Rekordzahlen
Drei Hitzewellen haben diesen Sommer den Menschen den Schweiss auf die Stirn getrieben. Viele suchten in Freibädern die ersehnte Abkühlung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hitzewellen des Sommers spülten zahlreiche Gäste in Schweizer Badis.
- In dicht besiedelten Gebieten verzeichneten die Freibäder Rekordzahlen.
- Die vergangene Saison war auch für das Personal sehr anstrengend.
Wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA in ausgewählten Regionen zeigt, führte dies zu Rekordzahlen in den Badis. In den Stadtberner Freibädern etwa wurden ein Fünftel mehr Eintritte als im Hitzesommer 2015 erzielt, insgesamt etwas über 1,66 Millionen Eintritte.
Gross war der Zustrom insbesondere im Marzilibad an der Aare, das von den rekordhohen Aaretemperaturen (neuer Rekord von 24,04 Grad) profitierte. Fast 890'000 Gäste wurden gezählt.
Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Eintritte in Bern gar um fast 70 Prozent höher. Ein Vergleich mit 2021 lohnt sich allerdings kaum, da dieses Jahr durch sehr wechselhaftes Wetter und Hochwasser geprägt war. Derweil geht der Sommer 2022 als zweitheissester seit Messbeginn in die Geschichte ein. Die Monate Juni bis August waren 2,3 Grad wärmer als gewöhnlich. Nur der Hitzesommer 2003 war noch heisser - er übertraf die Norm um 3 Grad.
Zwei Millionen Badi-Gänger in Zürich
In diesem Jahr verzeichneten die Freibäder in Zürich schon zehn Wochen vor Saisonende mehr als zwei Millionen Eintritte. Nur 2018 wurden zu diesem Zeitpunkt mehr Eintritte gezählt. Am meisten Besucherinnen und Besucher zählte dieses Jahr das Strandbad Mythenquai mit 250'000 Gästen.
Auch in St. Gallen bilanzierten die Badis aufgrund des «ungewöhnlich guten und oft langhaltenden Badewetters» eine überdurchschnittliche Saison. Per 30. August 2022 zählte der Kanton in den Freibädern 187'987 Gäste. Allerdings trübt ein Todesfall die positive Bilanz: Am 17. Juni 2022 verstarb im Familienbad Dreilinden ein Mann trotz Reanimationsversuchen durch die Badmeister. Die Ursache war ein medizinisches Problem.
Auch in Basel-Stadt musste das Badi-Personal einen tödlichen Badeunfall verkraften. Ein fünfjähriges Mädchen war im Basler Gartenbad Bachgraben bewusstlos aus dem Wasser geborgen, reanimiert und in ein Spital gebracht worden. Dort verstarb es. Im Nachbarkanton Kanton Basel-Landschaft musste ein siebenjähriger Knabe im Gartenbad reanimiert werden.
Insgesamt gab es schweizweit zwischen Juni und Anfang September rund 30 tödliche Badeunfälle, wobei sich die meisten davon in Seen oder Flüssen ereigneten. Gemäss der Schweizer Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) dürften es dieses Jahr wegen des schöneren Wetters tendenziell mehr Unfälle gegeben haben als im vergangenen Jahr. Eine Zwischenbilanz will SLRG Ende September publizieren. Zwischen 2016 und 2018 ging die Zahl der Ertrunkenen laut SLRG 58 auf 37 im Jahr 2018 deutlich zurück.
Anstrengender Sommer fürs Personal
Mit oder ohne Unfälle: Die Sommersaison sei für das Personal mit der anhaltenden Hitze herausfordernd und anstrengend gewesen, schreibt der für die Bäder in Basel-Stadt zuständige Leiter, Peter Portmann, auf Anfrage. In den Sommerferien seien sehr viele Leute verreist, das habe man in den Badis gespürt. Ansonsten seien viele Badegäste in die Freibäder gegangen. Bei den Besucherzahlen stünden sie aktuell bei rund 420'000 Eintritten. Im letzten Jahr waren es um diese Zeit 280'000 Gäste. Die Saison ist noch ganz nicht zu Ende.
Scheinbar Tuch an Tuch lagen die Gäste am 19. Juli im Schwimmbad Bellerive in Lausanne: 10'420 Eintritte verzeichnete die Badi an diesem Tag, ein absoluter Rekord an einem einzigen Tag. Auch der Saisonrekord aus dem Jahr 2003 mit 229'000 Eintritten wurde übertroffen mit 266'000 Eintritten eine Woche vor Saisonschluss. Allein im Mai wurden 36'000 Eintritte verzeichnet. In normalen Zeiten sind es gemäss Christian Barascud, dem Leiter der Schwimmbäder im Sportamt der Stadt, einige Tausend.
Barascud, der auch Präsident des Verbands der Westschweizer und Tessiner Schwimmbäder ist, betont, dass der Trend überall derselbe ist: «Meine Kollegen in Neuenburg oder im Jura haben mir erzählt, dass bei ihnen die Zahlen auch stark gestiegen sind. Auch in Genf oder im Tessin waren die Eintritte beeindruckend», sagte Barascud.
Selbst in Morges VD, wo die Badis beschlossen hätten, dass das Wasser in den Becken nicht erwärmt werde, seien die Besucherzahlen aussergewöhnlich gewesen. Von den Befragten liess einzig Neuenburg verlauten, dass die Besucherzahl von 100'000 Personen dem Durchschnitt entspräche.