Turtmann: Chinesen wollen Schweizer Trinkwasserquelle kaufen
Turtmann VS beherbergt eine der grössten ungenutzten Trinkwasserquellen der Schweiz. Die Rechte sollen jetzt ins Ausland verkauft werden. Das Dorf ist entsetzt.
Das Wichtigste in Kürze
- In Turtmann VS soll eine der grössten Trinkwasserquellen der Schweiz verkauft werden.
- Abnehmer sollen ausgerechnet ausländische Investoren sein.
- Angebote aus der Schweiz können mit den gebotenen Summen nicht mithalten.
Die Schweiz und umliegende Länder kämpfen immer stärker mit anhaltenden Dürren. Das macht die Eidgenossenschaft als «Wasserschloss Europas» auch als Investitionsobjekt attraktiv.
In der Gemeinde Turtmann VS führt das jetzt zu heftigen Diskussionen.
Gemäss «Blick» soll die Trinkwasserquelle Mühlackern an ausländische Investoren verkauft werden. Unter anderem ist man auch in Verhandlungen mit Chinesen. Mühlackern ist eine der grössten Quellen der Schweiz.
Matterhorn-Mineralwasser hat in China Mega-Potenzial
Das Wasser der besagten Quelle wird heute noch nicht kommerziell genutzt. Erste Projekte dafür gab es bereits vor 40 Jahren. 2011 soll die Gemeinde mit rund 1100 Einwohnern dann einen Quellrechtsvertrag über 99 Jahre mit einem lokalen Unternehmer geschlossen haben.
Dieser Mann versucht seither erfolglos, die Rechte am Wasser zu verkaufen. Ihm schwebt ein grossangelegtes 30-Millionen-Projekt vor, wo in Turtmann VS Mineralwasser abgefüllt wird. Weil das Wasser direkt durch das Matterhorn fliesst, sollen die Flaschen mit entsprechendem Sujet im Ausland vertrieben werden.
Besonders im fernen Osten geniesst die Schweiz einen hervorragenden Ruf. Darum sollen sich jetzt auch unter anderem chinesische Investoren sehr für das Projekt interessieren. Der heimische Markt sei zudem bereits gesättigt, argumentiert der Unternehmer.
Tatsächlich hält ein ETH-Wasser-Experte in China «einen Umsatz von mehreren 100 Millionen Franken pro Jahr» für möglich. Mit Matterhorn-Mineralwasser.
Ein Schweizer Investor, der ebenfalls mehrere Millionen Franken geboten habe, könne da nicht mithalten. Sein Angebot sei schlechter als das der Interessenten eines ausländischen Konsortiums. Deswegen komme er als potenzieller Käufer nicht infrage, argumentiert der Quellrechtsinhaber dann auch gegenüber der Zeitung.
Einwohner ab Verkaufsplänen irritiert
Im Dorf selber stört man sich vor allem an einem Punkt: Die Quelle soll ins Ausland verkauft werden – obwohl im Walliser Sommer oft Wasserknappheit herrscht.
«Im Sommer durften wir nicht einmal unser Auto waschen, weil wir Wasser sparen mussten. Und jetzt soll diese Quelle, die wir vermutlich selbst irgendwann gut nutzen könnten, ins Ausland verkauft werden? Das ist schlimm», wird eine Einwohnerin zitiert.
Und ein anderer findet: «Das sollte einheimisch bleiben. Man sieht ja jetzt bei der Energie, wie das ist, wenn man plötzlich von Russland abhängig ist.»