Ukraine Krieg: App vom Bund soll bei Tuberkulose-Risiko helfen
In der Ukraine ist die Tuberkulose-Inzidenz relativ hoch. Nun entwickelt der Bund eine App, die den vor dem Ukraine-Krieg Geflüchteten bei Risiken helfen soll.
Über 44'000 Menschen, die vor dem Ukraine-Krieg geflohen sind, haben sich mittlerweile laut Staatssekretariat für Migration (SEM) hierzulande registriert. Der Bund will nun aktiv die Geflüchteten und die Ärzte hierzulande für Tuberkulose sensibilisieren.
Denn: Das zweitgrösste Land Europas hat eine der höchsten Belastungen an Tuberkulose-Krankheiten, schreibt das Fachmagazin «Nature». Rund 32'000 Menschen erkranken jährlich nach einer bakteriellen Infektion, wodurch die Lunge angegriffen wird. Sie gilt als zweittödlichste Infektionskrankheit nach Covid-19.
In der Schweiz wurde bislang noch kein Tuberkulose-Fall bei Ukrainern gemeldet, wie ein BAG-Sprecher gegenüber Nau.ch bestätigt.
Ukraine-Krieg: App wegen Tuberkulose für Geflüchtete
Während man beispielsweise in Bayern (D) schon längst systematisch testet, reagiert man in der Schweiz nun mit etwas Verspätung. Nicht mit Tests, aber mit einer App, wie David Keller, Leiter Sonderstab Asyl beim SEM, gegenüber SRF erklärt.
Mit dieser sollen die Menschen aus der Ukraine selbst überprüfen können, «ob sie gewisse Risiken haben». Anschliessend melde ihnen die App, ob sie sich an einen Arzt wenden sollten.
Zudem sei auch die Ärzteschaft auf das Risiko für diese Krankheit bei den vor dem Ukraine-Krieg Geflüchteten aufmerksam gemacht worden. Laut der Lungenliga sei wichtig, dass alle Bescheid wüssten. Gerade, weil viele Ukraine-Flüchtlinge von Privaten aufgenommen worden sind.
«Sie müssen daran denken, dass bei den Geflüchteten und Asylsuchenden die Tuberkulose häufiger vorkommt als bei der Schweizer Wohnbevölkerung.» Das sagt Otto Schoch vom Kompetenzzentrum Tuberkulose bei der Lungenliga gegenüber SRF. Es sei wichtig, dies auch bei leichten Symptomen wie Husten oder Gewichtsverlust im Hinterkopf zu haben.
BAG rechnet mit 45 Tuberkulose-Fällen auf 100'000 Ukrainer
Problematisch sei auch, dass viele Tuberkulose-Patienten nicht mit den herkömmlichen Medikamenten behandelt werden könnten. Schliesslich seien viele Erreger dieser Infektionskrankheit multiresistent. In diesen Fällen müsse auf Reservemedikamente umgestiegen werden, welche die WHO empfehle.
Laut Schoch sei es wichtig, dass eine Tuberkulose-Infektion tatsächlich entdeckt werde. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rechnet mit rund 45 Tuberkulose-Fällen auf 100'000 Schutzsuchende aus der Ukraine.
In der Schweiz gibt es jährlich rund 400 Erkrankungen – allerdings höchst selten bei Einheimischen.