Ukraine Krieg: Helfen Ex-Contact-Tracer bald in Asylzentren?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Mitarbeitenden in den Bundesasylzentren laufen am Anschlag.
- Pro Tag bearbeiten sie rund 800 Gesuche, normalerweise rund 1000 pro Monat.
- Das Rekrutieren von Mitarbeitenden erfolge vor allem über Hilfswerke, so das SEM.
Tausende Flüchtlinge kommen aus dem Ukraine-Krieg täglich über die internationalen Grenzen. In der Schweiz sind bisher fast 8000 Personen angekommen. Die meisten von ihnen finden derzeit noch bei Freunden und Bekannten oder Familien Unterschlupf.
Jeder Flüchtling muss sich bei Eintritt in die Schweiz bei einem der sechs Bundesasylzentren registrieren lassen. Und das innerhalb von 90 Tagen nach der Ankunft.
Doch die Bundesasylzentren kommen an den Anschlag. Schon mehrmals die Meldung: Alle Zentren sind ausgebucht. Man kommt mit den Gesuchen nicht mehr hinterher.
Das bedeutet jedoch nicht, dass keine Plätze mehr vorhanden sind. 9000 Plätze für die vorübergehende Unterbringung sind in den Bundesasylzentren in Boudry NE, Bern, Basel, Zürich, Altstätten SG und Chiasso TI frei.
Aber: Sobald die Ampel auf der Webseite des Migrationsamtes rot erscheint, heisst das: lange Wartezeiten.
Wegen Ukraine-Kriegs neu 800 Gesuche pro Tag
Macht Ihnen der Ukraine-Krieg Angst?
Damit die Flut bewältigt werden könne, hätten schon hunderte Mitarbeiter ihren gewöhnlichen Job sistiert, um beim Registrieren zu helfen. Das sagt SEM-Sprecher Reto Kormann zu Nau.ch.
Die Schweiz rechnet unter Umständen mit 50'000 Flüchtlingen aus der Ukraine. «Dank des Schutzstatus S gibt es hier auch keine Obergrenze», so Kormann. Dementsprechend könne es auch noch mehr Menschen geben, die wegen des Ukraine-Kriegs flüchten.
In Bern wechseln schon Ex-Corona-Kräfte zum Sonderstab Ukraine
Im Moment arbeiten rund 800 Mitarbeiter in den Bundesasylzentren. Wäre es nicht eine Idee, dass Ex-Contact-Tracer, die momentan ohne Job dastehen, Abhilfe leisten?
«Das ist durchaus eine Möglichkeit», findet Gundekar Giebel von der Gesundheitsdirektion Bern zu Nau.ch. Es hätten auch schon diverse Mitarbeiter «vom Sonderstab Corona in den Sonderstab Ukraine gewechselt». «Weitere werden voraussichtlich folgen», so Giebel.
So einfach sei das aber leider nicht, wiegelt dagegen SEM-Kormann ab. «Wir rekrutieren aus Pools bei Hilfswerken wie Caritas, dem Roten Kreuz oder Ähnlichen, aber nicht direkt.» Zudem seien Leute mit besonderen Qualifikationen gesucht: Pflegende, Mitarbeitende aus administrativen Bereichen, Psychologen oder Dolmetschende.
Ausserdem müssten die Mitarbeitenden beispielsweise auch Fingerabdrücke nehmen können. Für Schulungen fehle aber schlicht die Zeit: «Die Menschen stehen jetzt vor den Bundesasylzentren.»
Leider sei es allein mit mehr Mitarbeitenden nicht getan. «Wir brauchen immer auch mehr Unterkünfte, um die registrierten Menschen unterbringen zu können», so Kormann. «Wenn der Ukraine-Krieg aber unter Umständen noch Monate oder Jahre weitergeht, werden wir wohl auf Temporäre zurückgreifen müssen!»