Ukraine Krieg: Jetzt fordert Experte Medien-Nachhilfe für Junge
Jeder dritte junge Schweizer hat Verständnis für Putins Motive im Ukraine-Krieg. Social Media spielt da eine Rolle – jetzt fordert ein Experte Nachhilfe.
Das Wichtigste in Kürze
- Rund jeder dritte junge Schweizer versteht Putins Motive hinter dem Ukraine-Krieg.
- Die sozialen Medien spielen dabei eine wichtige Rolle.
- Nau.ch hat Experten zur Medienkompetenz der jüngeren Generation befragt.
Seit mehr als acht Wochen sorgen Putins Streitkräfte in der Ukraine für Angst und Schrecken. Doch es gibt durchaus Menschen, die die Motive für den Ukraine-Krieg nachvollziehen können.
Auch in der Schweiz, wie eine repräsentative Tamedia-Umfrage von Ende März aufzeigt: Nahezu jeder dritte der 18- bis 34-Jährigen hat «Verständnis für die Motive Putins». Bei den über 65-Jährigen sind es gerade mal 13 Prozent.
Für Politologe Michael Hermann liegt der Grund vor allem im Konsum sozialer Medien, wie er dem «Tagesanzeiger» erklärt. Besteht in der jüngeren Generation etwa Nachholbedarf in Sachen Medienkompetenz?
Experte will «kognitive Impfung» gegen Fake News zum Ukraine-Krieg
Soziologe und Verschwörungstheorie-Experte Marko Kovic sagt auf Anfrage von Nau.ch: «Medienkompetenz ist in der heutigen Zeit der Falschinformation ganz zentral.» Die Jungen, sogenannte «Digital Natives», seien täglich mit der Informations-Reizüberflutung des Internets konfrontiert.
Kovic rät drum: «Ihnen müssen wir Werkzeuge vermitteln, um sich in diesem Dschungel von Halbwahrheiten, Gerüchten, Verschwörungstheorien und Desinformation zurechtzufinden.»
Kovic schwebt dazu das sogenannte «Prebunking» vor, ein Ansatz, den beispielsweise Schulen anwenden könnten. «Prebunking ist eine Art kognitive Impfung: Den Schülern werden die Mechanismen und Denkfehler bei verschiedenen Formen von Falschinformation aufgezeigt.»
So falle es ihnen leichter, Fake News – auch zum Ukraine-Krieg – zu erkennen. Kovic erklärt: «Wenn sie auf Falschinformation stossen, sind sie weniger anfällig, sie sofort zu glauben und zu teilen.»
Es gehe aber nicht darum, jungen Leuten zu sagen, was wahr ist und was nicht. «Es geht darum, ihnen Werkzeuge zu vermitteln, damit sie diese Frage selber möglichst gut beantworten können.»
Junge «skeptischer gegenüber journalistischen Medien»
Für Guido Keel, Professor für Medienkompetenz an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, liegt das Problem nicht bei Social Media. Sondern daran, dass die Jungen den klassischen Medien nicht mehr trauen.
Denn die Jungen verfügten über eine andere Medienkompetenz als ältere Semester, aber nicht zwingend eine geringere. Jüngere seien tendenziell gar kompetenter, was den technischen Umgang oder die mediale Interaktion betrifft.
Er sehe aber «weniger die Gefahr, dass sie sich von Fake News auf Social Media irreführen lassen. Sondern dass sie skeptischer sind gegenüber journalistischen Medien.»