Ukraine Krieg: Schweiz erwartet trotz Hunger nicht mehr Asylgesuche
Die EU warnt angesichts der Getreide-Krise im Ukraine-Krieg vor Flüchtlingswellen aus Afrika und Nahost. Die Schweiz rechnet jedoch nicht mit höheren Zahlen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das SEM rechnet für 2022 nicht mit mehr Asylsuchenden in der Schweiz.
- Trotz der Getreide-Krise in der Ukraine ist keine deutliche Zunahme zu erwarten.
- Insgesamt werden laut Prognosen in diesem Jahr etwa 16'500 Migranten kommen.
Riesige Mengen Getreide werden wegen des Ukraine-Kriegs in den Häfen blockiert. Die Folge: In vielen Ländern – vor allem in Afrika und im Nahen Osten – droht eine Hungerkrise. Die EU warnt deshalb vor einer Flüchtlingswelle nach Europa.
Nicht so die Schweiz: Das Staatssekretariat für Migration SEM gibt auf Anfrage von Nau.ch Entwarnung.
Migranten aus Ukraine-Krieg nicht in Prognose eingerechnet
Für das Jahr 2022 rechne man im mittleren Szenario weiterhin mit rund 16'500 neuen Asylgesuchen, sagt Mediensprecher Lukas Rieder. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses eintritt, liegt laut SEM zwischen 55 und 65 Prozent. In einem tiefen Szenario geht die Behörde von 13'000 Flüchtlingen aus, in einem hohen von 21'000.
Im Vergleich zu den vorherigen Jahren wäre eine Zahl von 16'500 Asylgesuchen in der Schweiz nicht besonders hoch. 2021 lag die Zahl bei knapp 15'000. «Die drei Routen über das Mittelmeer sind im Vergleich zum Vorjahr ähnlich oder weniger stark frequentiert», so Rieder.
Das Staatssekretariat betont aber: «Die Schutzsuchenden aus der Ukraine sind in dieser Prognose nicht enthalten.» Dies, da sie den Schutzstatus S erhalten und entsprechend kein Asylverfahren durchlaufen.
Afghanistan, Syrien und Venezuela sind wichtigste Herkunftsländer
Zur Einordnung: Von 2017 bis 2019 waren die Werte ähnlich, nur im Corona-Jahr 2020 waren es mit gut 11'000 Asylsuchenden deutlich weniger. Im Spitzenjahr 2015 waren es gar fast 40'000 Gesuche.
So oder so ist man in der Schweiz trotz Ukraine-Krieg und dessen Folgen vorbereitet. Rieder sagt: «Auch wenn das Szenario ‹hoch› eintreten sollte, sind die Unterbringung- und Betreuungskapazitäten des SEM ausreichend.»
Die Staaten, aus denen die meisten Flüchtlinge kommen, bleiben laut Rieder die gleichen: «Wichtigste Herkunftsländer von Asylsuchenden in Europa sind weiterhin Afghanistan, Syrien und Venezuela.»