Ukrainische Flüchtlinge häufiger in Ostschweiz erwerbstätig
In der Ostschweiz gelingt Geflüchteten aus der Ukraine der Einstieg in den Arbeitsmarkt besser als anderswo. Doch die Integration steht vor Herausforderungen.

Mehr als die Hälfte der ukrainischen Geflüchteten mit Schutzstatus S in der Schweiz ist weiterhin ohne Job. Doch in der Ostschweiz liegt die Erwerbsquote deutlich über dem Landesdurchschnitt.
Ende 2024 waren in Appenzell Innerrhoden 63 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer mit Status S erwerbstätig. Auch in den Kantonen Ausserrhoden (39 Prozent), Thurgau (38 Prozent) und St.Gallen (36 Prozent) sind die Werte höher.
In der Romandie dagegen erreichen manche Kantone nicht einmal 20 Prozent. Bund und Kantone verfolgen jedoch ehrgeizige Ziele.
Knapp die Hälfte soll Schutzstatus S bekommen
Bis Ende 2025 sollen 45 Prozent der ukrainischen Geflüchteten mit Schutzstatus S arbeiten.
Die Kantone kritisieren diese Vorgaben als zu optimistisch und lehnen finanzielle Sanktionen bei Nichterfüllung ab.

Besonders in kleinen Bergkantonen funktioniert die Integration besser, oft dank persönlicher Kontakte und zahlreicher Jobs in der Tourismusbranche. So berichtet es das «St.Galler Tagblatt».
Gemeinden und Jobcoaches als Schlüssel zum Erfolg
Im Kanton St.Gallen ist die Integration vor allem Aufgabe der Gemeinden. Sie spüren die finanziellen und sozialen Folgen direkt, wenn die Arbeitsintegration scheitert.
Unterstützt werden sie von Jobcoaches, die gezielt beim Einstieg in den Arbeitsmarkt helfen. Claudia Nef, Geschäftsführerin des Trägervereins Integrationsprojekte St.Gallen (TISG), betont, dass Deutschkenntnisse der entscheidende Faktor für die Erwerbstätigkeit sind.
Über zwanzig Sprachschulen bieten in St.Gallen gute Voraussetzungen für das Deutschlernen. Auch bei der Kinderbetreuung ist die Lage in der Ostschweiz besser als in anderen Regionen.
Flüchtlinge sind grösstenteils Frauen
Die meisten ukrainischen Flüchtlinge sind Frauen, rund 70 Prozent verfügen über einen Hochschulabschluss. Dennoch fehlt oft die Berufserfahrung im Schweizer Arbeitsmarkt, was den Einstieg erschwert.
Unternehmen in der Ostschweiz zeigen sich zwar offen, Ukrainerinnen einzustellen. Doch die Unsicherheit über die Zukunft des Schutzstatus S bremst die Bereitschaft vieler Firmen.
So geht es weiter aus dem Bericht von «Die Volkswirtschaft» hervor.
Unsicherheit um Status S hemmt Integration
Der Bund hat den Schutzstatus S vorerst bis 2026 verlängert. Was danach passiert, ist unklar.
Diese Unsicherheit wirkt sich sowohl auf Unternehmen als auch auf Geflüchtete aus. Viele Firmen zögern, Ukrainerinnen einzuarbeiten, wenn unklar ist, wie lange sie bleiben dürfen.

Auch die Geflüchteten selbst sind oft auf eine Rückkehr in die Ukraine fokussiert. Claudia Nef fordert deshalb klare Regelungen für die Zeit nach einer möglichen Aufhebung des Status S.
Ostschweiz als Vorbild mit offenen Fragen
Trotz der Herausforderungen rechnen Experten mit einer weiter steigenden Erwerbsquote. Der Bund plant, administrative Hürden abzubauen und die Integration gezielt zu fördern.
Sprachförderung und die Anerkennung von Diplomen bleiben zentrale Themen für eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration.
Die Ostschweiz zeigt somit, dass Integration von ukrainischen Geflüchteten in den Arbeitsmarkt gelingen kann. Doch Unsicherheit über den Schutzstatus S und fehlende Berufserfahrung bleiben grosse Hürden.