Umstrittener Tickethändler Viagogo kriegt Ohrfeige von Rammstein

Alexandra Aregger
Alexandra Aregger

Genève,

Wehren wollen sich viele, doch gegen den Tickethändler Viagogo sind vielen die Hände gebunden. Doch die Band Rammstein ermutigt, den Kampf nicht aufzugeben.

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Rammstein-Sänger Till Lindemann. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Rammstein hat erfolgreich Klage gegen den Tickethändler Viagogo eingereicht
  • Die deutsche Band erzielte ein Verkaufsverbot in Deutschland.
  • In der Schweiz sind Klagen bisher erfolglos.

Schon lange steht der Online-Tickethändler Viagogo in der Kritik. Mal sind die Tickets ungültig, meist aber massiv überteuert. Opfer sind Musikhäuser, Entertainer, Sportvereine und vor allem die Konsumenten. Gerade erst wurde der Schweizerische Fussballverband SFV Opfer des Tickethändlers. Doch der Verband könne nichts dagegen tun, erklärte er gegenüber Nau. Nur eine Woche später zeigt sich das Gegenteil.

Rammstein gibt Saures zurück

Die deutsche Band Rammstein und ihre Fans wurden ebenfalls betrogen. Die Stadiontournee im nächsten Jahr war innert Stunden ausverkauft. Auf Viagogo wurden danach Tickets für Hunderte von Euro angeboten. Die Band war stinksauer und reichte mit ihrem Konzertveranstalter beim Landgericht Hamburg Klage ein. Mit Erfolg, wie der «Musikexpress» schreibt. Rammstein erwirkte eine einstweilige Verfügung und ein Verkaufsverbot für ihre Stadiontournee in Deutschland.

Dies motiviert auch in der Schweiz. Dem Verband der Schweizer Musikclubs «Petzi» ist der Tickethändler Viagogo schon lange ein Dorn im Auge. Wie Geschäftsleiterin Isabelle von Walterskirchen gegenüber Nau sagt, seien solche Fälle «äusserst wichtig und motivierend.» Dem Verband gehören etliche Musikclubs und Festivals an, die rechtliche Schritte gegenüber Viagogo prüfen.

Doch: «Das ist nicht so einfach.» Die Rechtslage der Schweiz erlaubt den Wiederverkauf von Tickets. «Nur wenn Misswirtschaft betrieben wird, wie es die SECO auch schon feststellte, kann man klagen», erklärt von Walterskirchen. Es brauche einen konkreten Fall, in dem das Wettbewerbsgesetz oder andere Reglementierungen verletzt werden. «Zum Beispiel Fehlinformationen, die den Verkauf steigern wollen», wie etwa die falsche Behauptung, ein Konzert sei ausverkauft.

Noch kein Erfolg in der Schweiz

Petzi und seine Mitglieder haben derzeit keine Klagen hängig, haben jedoch mit Partnern eine Sensibilisierungskampagne am laufen. Diese warnt Konsumenten. Zudem würden sie intern über mögliche Ideen diskutieren, wie personalisierte Tickets oder einen internen Ticket-Secondhand-Markt. Doch Klagen sind auch in der Schweiz ein Thema. So reichte das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO selber vor knapp einem Jahr beim Zürcher Handelsgericht eine Zivilklage gegen Viagogo ein.

Das SECO verlangt in der Klage unter anderem, «dass Viagogo stets den tatsächlich zu bezahlenden Preis bzw. den Endpreis der Tickets auf ihrer Website klar bekanntzugeben hat.» Auch die FIFA hat im Sommer bei der Staatsanwaltschaft Genf Klage eingereicht. Wie die Stiftung für Konsumentenschutz bestätigt, seien jedoch beide Verfahren noch hängig. Samuel Urwyler von der Rechtsabteilung erwartet das erste Urteil der SECO-Klage im ersten Halbjahr 2019.

Dieses werde massgebend für die Schweiz sein. «Es kann da nicht alles rechtens sein», sagt Urwyler zuversichtlich. Der Konsumentenschutz erhält täglich Anrufe von Betroffenen. «Gerade vorhin jemand, der Tickets kaufte, die noch gar nicht auf dem Markt sind.» Es dürfte also eine Frage der Zeit sein, bis sich auch die Schweiz erfolgreich gegen Viagogo wehrt.

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