Universität Bern

Universität Bern hält an Unisex-WCs fest – trotz Kritik

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Bern,

Als die Universität Bern genderneutrale Toiletten einführte, sorgte das für Wirbel. Nun sollen die Anlagen auch nach dem Pilotversuch bestehen bleiben.

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In der Bibliothek Münstergasse der Universität Bern gibt es seit Februar 2024 genderneutrale WCs. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Februar gibt es in der Uni-Bibliothek an der Münstergasse in Bern Unisex-Toiletten.
  • Bei Nau.ch bezeichneten Studentinnen die WC-Situation als «unangenehm».
  • Die Universität Bern will am Konzept festhalten. Anderswo wird bereits Bedarf angemeldet.

Um dieses stille Örtchen war es alles andere als still: Im Februar wandelte die Universität Bern die zuvor geschlechtergetrennten WC-Anlagen in der Bibliothek Münstergasse zu genderneutralen Toiletten um.

Diese Massnahme soll non-binären Menschen – die sich weder als Mann noch Frau identifizieren – einen diskriminierungsfreien Toilettengang ermöglichen. Heisst: Jetzt gehen Männer, Frauen und Non-Binäre aufs gleiche WC.

Diese Massnahme sorgte für Stunk. Bei Nau.ch beklagten sich zwei Rechtsstudentinnen darüber, dass damit ein «Schutzraum» für Frauen wegfalle.

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Video von April 2024: «Stört mich, wenn im Spiegel plötzlich ein Mann auftaucht.» Das sagen zwei Rechtsstudentinnen zu den genderneutralen Toiletten an der Universität Bern. - Nau.ch/Riccardo Schmidlin

So sagte etwa die Studentin Laura Tüscher: «Es würde mich persönlich stören, wenn ich in der Toilette in den Spiegel schaue und dort plötzlich ein Mann auftaucht.»

Genderneutrale WCs in Bibliothek Münstergasse bleiben bestehen

Der Bericht von Nau.ch schlug damals hohe Wellen. Nach einem halben Jahr ist der Pilotversuch vorbei – und die Universität Bern zieht ein Fazit.

Gegenüber Nau.ch erklärt Nathalie Matter, Sprecherin der Universität Bern: «Die Toilettensignaletik wurde nach dem halbjährigen Pilotzeitraum bewertet und es wurde beschlossen, den Versuch bis Sommer 2025 zu verlängern.»

Zu diesem Zeitpunkt sei ein Ausbau der Toilettenanlage geplant. Danach soll es in der Bibliothek Münstergasse neben einer genderneutralen Toilette auch zwei gewöhnliche geschlechtergetrennte Toiletten «in unmittelbarer Nähe» geben.

«Der Ausbau ist notwendig, da die aktuellen Toilettenkapazitäten für die Besucherfrequenzen im Haus nicht ausreichen», so Matter. Dies sei zwar keine Reaktion auf den Pilotversuch, biete aber die Gelegenheit, dessen Ergebnisse zu berücksichtigen.

Die letzte negative Meldung stamme vom April. Die letzte dokumentierte Meldung zu den Toiletten stamme von Mitte Mai. Es habe sich dabei um ein positives Feedback einer Gruppe von Studierenden gehandelt.

Männer gehen nach wie vor aufs Pissoir

«Den Reaktionen zufolge haben sich die Besuchenden an die Situation gewöhnt», heisst es von der Universität Bern. «Die negativen Reaktionen haben mit der nachlassenden Medienaufmerksamkeit deutlich abgenommen. In den letzten vier Monaten gab es kaum noch Rückmeldungen dazu», so Matter.

Was hältst du von genderneutralen Toiletten?

Die aktuelle WC-Anlage ist zweiteilig. In der ehemaligen Männertoilette (links) gibt es sowohl Kabinen-WCs und Pissoirs. In der ehemaligen Frauentoilette (rechts) gibt es nur Toiletten zum Absitzen. Beide Seiten sind für alle zugänglich.

Die Signale zeigen an, was auf dem jeweiligen WC vorzufinden ist. Wie Nau.ch aus Studierendenkreisen erfuhr, sind links noch immer vor allem Männer und rechts vor allem Frauen anzutreffen. Es gibt also keine spürbare Veränderung zu vorher.

Die Universität Bern bestätigt, dass die Signale die jeweilige Wahl der Toilette beeinflussen. «Zudem nutzen viele Besuchende die Bibliothek regelmässig, was sich auch in ihren Gewohnheiten bezüglich Gang zur Toilette zeigen dürfte.»

Universität Bern ist kein Übergriff auf genderneutralem WC bekannt

Die Bibliothek Münstergasse ist nicht der erste Pilotversuch der Universität Bern in Bezug auf genderneutrale Toiletten. 2013 führte die Uni diese bereits beim Von-Roll-Gebäude ein.

Nach einem mutmasslichen Spannervorfall wurden sie aber wieder aufgehoben. Eine Studentin gab an, von einem Studenten mit dem Handy gefilmt worden zu sein.

Dieses Mal kam es zu keinem vergleichbaren Fall. «Der Bibliothek ist kein Übergriff bekannt», heisst es auf Anfrage.

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«Bei der Inklusion muss die Mehrheitsgesellschaft einen grösseren Aufwand auf sich nehmen», sagt Ursina Anderegg, stv. Leiterin für Chancengleichheit an der Universität Bern. - Nau.ch/Riccardo Schmidlin

Die Universität Bern verweist darauf, dass es an einzelnen Standorten genderneutrale Anlagen gibt. Immer wieder werde von Instituten oder Uniangehörigen Bedarf angemeldet.

Die Uni beurteile dies jeweils situationsabhängig und in Anbetracht vorhandener Ressourcen. «Wichtig ist hierbei, dass immer getrennte Anlagen in Reichweite sind», so Nathalie Matter.

Das Transgender Network Switzerland erklärte im April die Notwendigkeit von Unisex-Toiletten gegenüber Nau.ch so: «Genderneutrale Toiletten sind ein wichtiger Schritt zu mehr Inklusion und Gleichberechtigung für trans und nicht-binäre Personen.»

Sie seien notwendig, um allen einen «sicheren und respektvollen Raum zu bieten, in dem die Grundbedürfnisse erfüllt werden können».

Kommentare

Huldrych Ammann

Woke ist GRUNDSÄTZLICH lernresistent. Denn jede SEKTE glaubt, dass SIE die Auserwählten und Allwissenden sind. 😇

User #6350 (nicht angemeldet)

Von dem Zirkus habe ich genug.

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