Universität Zürich attestiert Mediziner «grosse Führungsmängel»
Die Universität Zürich hat die Kritik an drei Spitzenmedizinern ein weiteres Stück aufgearbeitet. Ein Untersuchungsbericht über den früheren Klinikdirektor Martin Rücker zeigt, dass sich dieser nicht nur bereicherte, indem er Spitalpatienten an seine private Praxis überwies, sondern dass er auch grosse Führungsmängel hatte.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Führungsverhalten von Martin Rücker, dem früheren Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, habe «klare Mängel und Abweichungen» von den Führungsgrundsätzen der Universität Zürich gezeigt, teilte die Universität am Dienstag mit.
Der Untersuchungsbericht dokumentiert ein sehr autoritäres Arbeitsklima, das Mitarbeitenden wenig Spielraum liess. Konflikte wurden zudem teilweise impulsiv und unangemessen ausgetragen.
Rücker verstiess gemäss Untersuchung auch gegen die Treuepflicht gegenüber der Universität, indem er systematisch Spitalpatienten an seine Privatpraxis überwies. Er habe seine Stellung in erheblichem Umfang zu seinem persönlichen Vorteil genutzt, heisst es weiter.
Die Universitätsleitung stuft die Pflichtverletzungen als «mittel bis schwer» ein. Mit Massnahmen muss Rücker nun aber nicht rechnen. Er war für die Dauer der Untersuchung bereits beurlaubt und ist mittlerweile nicht mehr am Unispital tätig. Ein strafrechtlich relevantes Verhalten sei nicht festgestellt worden, hält der Bericht weiter fest.
Nicht mehr am Unispital tätig sind auch die beiden anderen kritisierten Spitzenmediziner, der Gynäkologe Daniel Fink, und der Herzchirurg Francesco Maisano.
Fink führte mehrere Operationen an Patientinnen gleichzeitig aus, indem er nicht alle einzelnen Schritte selber ausführte, sondern sie delegierte. Eine unrechtmässige Bereicherung gab es gemäss einem bereits früher publizierten Untersuchungsbericht aber nicht. Auch die Krankenkasse sei nicht getäuscht worden, weil immer mindestens ein honorarberechtigter Arzt anwesend gewesen sei.
Für die meisten Schlagzeilen sorgte der Herzchirurg Francesco Maisano, der mittlerweile an einem Mailänder Spital tätig ist. Die Untersuchung gegen ihn ergab, dass er gegen die Vorschriften zu den Nebenbeschäftigungen verstiess, weil er privat an einem Unternehmen beteiligt war, das Implantate herstellt.
Maisano soll seine Arbeit in Publikationen gemäss Untersuchungsbericht zudem besser dargestellt haben, als sie offenbar war. Wesentliche Ereignisse wie die klinische Nachbehandlung oder ein Drahtbruch blieben unerwähnt. Zudem seien Komplikationen teilweise nicht korrekt begründet worden.