Uni-Spitäler warnen vor Bankrott und fordern kostendeckende Tarife
Die Schweizer Universitätsspitäler fordern von den Krankenversicherungen kostendeckende Tarife und warnen vor einem finanziellen Kollaps.
Das Wichtigste in Kürze
- Für 2023 rechnen die Schweizer Uni-Spitäler mit noch höheren Verlusten als im Vorjahr.
- Es wird mit einem weiteren Anstieg auf rund 300 Millionen Franken gerechnet.
Die Universitätsspitäler der Schweiz fordern von den Krankenversicherungen kostendeckende Tarife und warnen vor einem finanziellen Kollaps. Für 2023 rechnen sie mit noch höheren Verlusten als im Vorjahr, wie sie am Dienstag an einer gemeinsamen Medienkonferenz in Bern mitteilten.
Nach dem kumulierten Verlust von rund 200 Millionen Franken für 2022 wird für das laufende Jahr demnach ein weiterer Anstieg auf rund 300 Millionen Franken erwartet, wie Vertreter der Universitätsspitäler Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich vor den Medien erklärten.
Dies sei paradox, denn es liessen sich viele Patientinnen und Patienten behandeln. Allerdings würden die Tarife die Kosten bei weitem nicht mehr decken. Zu Mehrausgaben tragen demnach in diesem Jahr besonders Lohnanpassungen für das Spitalpersonal, steigende Energiepreise und die Teuerung bei – dies bei gleich bleibenden Tarifen. Dies erzeuge weitere Verluste.
Sonderrolle als Forschungszentren soll berücksichtigt werden
Die Sonderrolle der Universitätsspitäler, unter anderem als Forschungszentren, soll bei der laufenden Diskussion um die Tarifermittlung im Rahmen der anstehenden Revision der Verordnung über die Krankenversicherung (KVV) deshalb sowohl von den Verhandlungspartnern – also den Versicherungen – als auch vom Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) berücksichtigt werden.
«Ansonsten ist die Erfüllung der Leistungsaufträge unserer Spitäler in akuter Gefahr», sagte Uwe E. Jocham, Direktionspräsident der Insel Gruppe Bern. Ohne kostendeckende Tarifangebote würden sich die Universitätsspitäler gezwungen sehen, die bestehenden Tarifverträge per Ende 2023 flächendeckend zu kündigen.
Die Revision werde die bereits kritische Tarifsituation weiter verschärfen, hiess es. Werden die Preise respektive die Tarife nicht der Realität angepasst, würden die Standortkantone in absehbarer Zeit finanzielle Rettungsschirme für die Spitäler vorbereiten müssen. «Die im Moment präsentierten Lösungen gefährden letztlich die Gesundheitsversorgung», sagte Werner Kübler, Spitaldirektor des Universitätsspitals Basel.
Personalmangel
Zudem könnten viele Universitätsspitäler wegen Personalmangels nicht mehr alle Betten betreiben. Dieser Mangel an qualifiziertem Personal sei seit einigen Jahren spürbar und durch die Corona-Pandemie, die demografische Entwicklung und veränderte Anforderungen an das Arbeitsumfeld noch verschärft worden.
«Die Arbeitsmarktsituation ist für uns ausgesprochen fordernd», sagte Gregor Zünd, CEO des Universitätsspitals Zürich, an der Medienkonferenz. Die Spitäler hätten bereits zahlreiche Massnahmen ergriffen, um die Arbeits- und Anstellungsbedingungen weiter zu verbessern, hiess es an der Medienkonferenz weiter. Die meisten dieser Massnahmen würden jedoch zugleich die Personalkosten erhöhen und die Spitalfinanzen somit zusätzlich belasten.