Unwetter: Aare in Bern bedenklich hoch
Am Donnerstagabend brachten Gewitterzellen im Mittelland teilweise heftigen Regen und zum Teil Hagel mit sich. In Bern trat die Aare über die Ufer.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Berner wurden am frühen Donnerstagabend von starkem Regen überrascht.
- In Aarau steht der Bahnhof unter Wasser. In Bern trat die Aare über die Ufer.
- In Därligen BE kam es zu einem Erdrutsch, in Huttwil hat es 70 mm geregnet.
Die jüngste Unwetterfront, die am Donnerstagabend über die Schweiz hinweggezogen ist, hat erneut den Kanton Bern stark getroffen.
Wie Schutz und Rettung der Stadt Bern am Freitagmorgen auf Anfrage mitteilte, sei der Pegel der Aare mittlerweile rückläufig. Weitere Entspannung dürfte das Rausfischen von tonnenweise Schwemmholz beim Schwellenmätteli bringen. Dieser Prozess findet im Verlauf des Morgens statt.
In der Nacht war die Abflussmenge der Aare zeitweise auf rund 420 Kubikmeter pro Sekunde gestiegen. Weil Schutz und Rettung jedoch gesehen habe, dass diese dann wieder runter ging, wurden keine Massnahmen ergriffen.
Vor Mitternacht erhielten Bewohner des Matte-Quartiers per SMS eine vorsorgliche Meldung. Darin stand, dass das Eindringen von Grundwasser möglich sei und Keller zu kontrollieren seien.
Am Donnerstag beeinträchtigten Erdrutsche den Bahnverkehr. Betroffen waren sowohl die Verbindung zwischen Interlaken und Brienz, die noch den ganzen Freitag unterbrochen sein dürfte. Einschränkungen gibt es auch auf der Strecke Spiez - Interlaken.
Im Berner Jura sind die Verbindungen zwischen Biel und La Chaux-de-Fonds NE sowie zwischen Moutier und Sonceboz-Sombeval nach wie vor unterbrochen. An beiden Strecken richtete am Mittwoch ein Hagelgewitter Schäden an. In Aarau füllte sich am Donnerstag die Bahnhof-Unterführung am Donnerstag mit Wasser.
Lokal fielen laut Meteoschweiz bis um 19 Uhr bereits 45 Millimeter Regen. Spitzenreiter um 20.30 Uhr war laut «MeteoNews» Huttwil BE mit über 70Millimeter. Für diese Station sei dies ein Wert, welcher in die Top Ten seit Messbeginn rutsche.
Marziliparkplatz in der Stadt Bern überschwemmt
Die Meteorologen von «Meteonews» meldeten zudem, dass in mehreren Regionen die Monatssummen bereits deutlich über den Klimanormwerten liegen. Zeitweise schien es etwa auch in der Stadt Bern aus Eimern zu schütten. Der Regen fegte über die Strassen, zum Teil war auch Hagel dabei (siehe Video oben).
Auch der Pegel der Aare stieg in der Stadt bedrohlich schnell an. Im Berner Mattequartier erhielten die Bewohner gegen 23 Uhr schliesslich eine vorsorgliche Meldung. Diese lautete: «Anstieg der Aare macht Eindringen von Grundwasser möglich. Keller kontrollieren, eventuell räumen. Bitte Nachbarn informieren.»
Währenddesssen war der Parkplatz bei der Dalmazibrücke/Marzili am späten Donnerstagabend bereits am Überschwemmen. Das zeigen Fotos und Videos eines Nau.ch-Lesers.
Am frühen Freitagmorgen zeigt ein Blick auf die Hydrodaten des Bundes, dass der Pegel der Aare inzwischen leicht abnimmt. Noch immer befindet sich der Messwert aber im Bereich der Gefahrenstufe 2.
Regen flutet Bahnhof in Aarau
Auch in Aarau kommt es am Donnerstagabend zu starken Regenfällen. So stark, dass es sogar den Bahnhof geflutet hat. Das ganze Untergeschoss schien betroffen zu sein. Auch diverse Läden und Shops waren von den Wassermassen betroffen. Die Feuerwehr musste die Unterführung sperrren.
Der Bahnhof Aarau wird grad vom Starkregen geflutet. 🌊🌧 pic.twitter.com/RxqdFmgrNw
— Gabriela Suter (@suter_gabriela) June 24, 2021
Der Bahnverkehr zwischen Burgdorf und Wynigen und Burgdorf und Herzogenbuchsee auf der Linie Bern-Olten war laut Bahninformationsdienst ab 19 Uhr wegen Unwetterschäden auf unbestimmte Zeit unterbrochen.
Erdrutsch bei Därligen BE
Bilder auf verschiedenen Onlinemedien-Plattformen zeigten überschwemmte Gärten in Seftigen BE im Gürbetal, überflutete Wiesen und Strassen in Sumiswald BE im Emmental und in Reiden LU.
Auch die Bahnstrecke zwischen Spiez BE und Interlaken BE war unterbrochen. Wie auf sozialen Medien zu sehen ist, kam es bei Därligen BE zu einem Erdrutsch. Die Erde landete dadurch auf der Bahnstrecke.
Ab einer Linie westlich von Bern bis in die Ostschweiz und das Tessin galt die Gefahrenstufe 3 (erhebliche Gefahr) von 4.
Mehr als 100 Millimeter Regen in drei Tagen
Schon in den letzten Tagen war es vielerorts nass. So fielen in manchen Orten in den letzten drei Tagen insgesamt über 100 Millimeter Regen, wie «Meteo News» schreibt.
Es schüttet wie aus Kübeln! An einigen Orten sind in den letzten 3 Tagen über 100 mm #Regen gefallen, bspw. in #Thun, #Aarau oder #Gösgen. Die Böden sind teils gesättigt, damit kann der Regen nun nicht mehr versickern, was zu Überflutungen führt. https://t.co/2HbU97BwMO (rv) pic.twitter.com/XQ0At6QQrL
— MeteoNews Schweiz (@MeteoNewsAG) June 24, 2021
In der Gemeinde Thierachern BE wurden ganze 108 Millimeter gemessen. In Aarau fielen wiederum 106 Millimeter Regen und in Gösgen SO 100. Dass es teils zu Überflutungen kommt, ist darauf zurückzuführen, dass die Böden gesättigt sind.