Urteil Bundesgericht: Homeschooler warnen vor Gefängnis-Situation
In der Schweiz besteht laut Bundesgericht kein verfassungsmässiger Anspruch auf Homeschooling. Betroffene sind zutiefst enttäuscht und wütend.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Homeschooling-Verbot sei mit dem Schutz des Privat- und Familienlebens vereinbar.
- Das hat das Bundesgericht entschieden.
- Betroffene Eltern können das nicht nachvollziehen und warnen vor einem «Gefängnis».
Homeschooling ist in der Schweiz noch nicht weit verbreitet. Nicht zuletzt aufgrund restriktiven kantonalen Regelungen, welche teilweise gar den häuslichen Privatunterricht verbieten. Eine Basler Mutter wollte trotzdem ihren Sohn zu Hause zu unterrichten und wurde nun gar vom Bundesgericht zurück gepfiffen.
Dieses stellt klar: In der Schweiz besteht kein Anspruch auf Homeschooling. Es sei Sache der Kantone zu regeln, wann das Unterrichten zu Hause zugelassen werde.
Homeschooler können dieses wegweisende Urteil in keiner Weise nachvollziehen.
Betroffene kritisieren falsche Rückendeckung
So etwa Stefan Brunner aus Aarberg im Kanton Bern, der seine vier Kinder zusammen mit seiner Frau in den eigenen vier Wänden unterrichten. Doch schon bald beklagten sie sich über das Tempo in einzelnen Fächern. «Lang rum zusitzen bis alle bereit sind, das war nichts für meinen Ältesten», so Brunner. Das Bundesgerichtsurteil findet er «völlig quer».
Es ergebe keinen Sinn, das darauf beharrt wird, alle Kinder zusammen zu unterrichten, vor allem in Zeiten überfüllter Schulklassen und steigender Schulkosten. «Wissen ist das, was vom Spielen übrig bleibt», so ihr Leitsatz.
Zorn löst der Entscheid beim Verein «Bildung zu Hause Schweiz» aus. Präsident Willi Villiger gibt sich zunächst enttäuscht, «weil damit einmal mehr einem restriktiven Kanton Rückendeckung gewährt wird». Ein Kanton, welcher trotz liberaler Gesetzgebung faktisch ein Verbot des häuslichen Privatunterrichts durchsetzen könne.
Homeschooler warnen vor Totalitarismus
Villiger mahnt: «Das Elternrecht ist ein Naturrecht und dem Staatsrecht vor- und übergeordnet.» Wenn ein Gericht diese natürliche Ordnung umkehre, ebne dies den Weg «zu einem Totalitarismus, wie wir ihn in den sozialistischen Ländern zur Genüge beobachten konnten».
Besondere Sorgen bereitet dem Vater eine hängige Motion von SP-Nationalrat Adrian Wüthrich, welcher eine einheitliche Regelung für Homeschooling fordert. Würden sich Politiker aufgrund dieser an die Arbeit machen, befürchtet Villiger, «verschwinden die wenigen liberalen Oasen in der Schweiz und eine blühende Graswurzelbewegung in der schweizerischen Bildungslandschaft kommt zum Stillstand».
Auch beim weltweiten Vergleich würde unser Land schlecht dastehen. «Mit der Durchsetzung eines Schulbesuchs-Zwangs gleicht die Schweiz einem Gefängnis. Denn elterlicher Privatunterricht ist in beinahe allen Ländern der Erde erlaubt».