«Verunreinigung»: Experten besorgt über Qualität des Trinkwassers

Nicola Wittwer
Nicola Wittwer

Bern,

Im Schweizer Grundwasser findet sich nicht überall gleich viel Leben. Einige Stellen sind beeinträchtigt – das macht Sorgen.

Grundwasser
Aus dem Grundwasser stammt ein grosser Teil unseres Trinkwassers. Eine Schweizer Studie zeigt: Vor allem in landwirtschaftlich genutztem Boden sinkt die Qualität. - Screenshot SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Grundwasser unter Äckern ist laut Forschenden stärker belastet als jenes unter Wäldern.
  • Messungen im Mittelland ergaben fünfmal weniger Leben.
  • Es wird vermutet, dass verschiedene Spritzmittel die Grundwasser-Qualität beeinträchtigen.
  • Die mangelnde Qualität des Grundwassers macht im Hinblick auf das Trinkwasser Sorgen.

Schweizer Trinkwasser kann eigentlich problemlos konsumiert werden. Doch es gibt Bedenken: Das Grundwasser – die wichtigste Ressource für Trinkwasser – wird zunehmend belastet.

Betroffen ist vor allem jenes Grundwasser, das sich unter Äckern befindet. Darin gibt es fünfmal weniger Leben als im Grundwasser unter dem Wald. Das haben Schweizer Forschende herausgefunden.

Fünfmal weniger Leben unter Äckern

Messbar ist die Qualität des Grundwassers anhand diverser Lebewesen, die bis mehrere Meter tief im Boden anzutreffen sind.

Florian Altermatt, Professor für aquatische Ökologie an der Universität Zürich und am Wasserforschungsinstitut Eawag, sagt zu SRF: «Wir waren selbst überrascht, wie viel Leben wir gefunden haben.»

Sein Team sammelte an fast 500 Orten im Mittelland Wasserproben aus Trinkwasserfassungen. Dabei stiessen sie auf über 40 unterirdisch lebende Flohkrebsarten, sieben davon waren neu.

Hast du dir je Sorgen um die Qualität des Schweizer Trinkwassers gemacht?

Doch die nur wenige Millimeter kleinen Flohkrebse sind nicht überall gleich häufig anzutreffen. «Wir haben das statistisch ausgewertet und gesehen, dass unter landwirtschaftlich intensiv genutztem Ackergebiet deutlich weniger Flohkrebschen leben», so Altermatt.

Heisst: Die Qualität des Grundwassers ist dort schlechter. Das bemerkte auch Marjorie Couton von der Eawag. Sie suchte im Trinkwasser nach Lebensformen – etwa Mikroben, Einzellern, Fadenwürmern und Rädertierchen. Sie sind die Nahrung der Flohkrebse.

«Wir haben insgesamt fünfmal weniger Leben unter den Äckern gefunden als unter dem Wald», schliesst Couton aus ihrer Untersuchung. Der Mangel an Lebewesen war bis zu einem Kilometer von den nächsten Äckern entfernt zu sehen.

Die Erkenntnisse zeigen: Das Schweizer Grundwasser ist in bestimmten Teilen belastet. Entsprechend sorgt die Studie für Unruhe bei Wasserversorgern – schliesslich kommen 80 Prozent unseres Trinkwassers aus dem Grundwasser.

Christos Bräunle, Sprecher des Fachverbandes für Wasserversorger SVGW, sagt gegenüber SRF: «Man kann unser Trinkwasser zwar immer noch bedenkenlos konsumieren. Aber die zunehmende Verunreinigung des Grundwassers mit Nitrat, aber auch mit den Abbauprodukten von Pestiziden bereitet uns Sorgen.»

Die Forschenden vermuten, dass – wie an der Oberfläche – verschiedene Spritzmittel die Lebewesen im Grundwasser beeinträchtigen. Genau erforscht ist dies aber noch nicht.

Änderung des Gewässerschutzgesetzes

Kenntnis von den Forschungsergebnissen hat auch das Bundesamt für Umwelt (Bafu). Es werde derzeit eine Änderung des Gewässerschutzgesetzes vorbereitet, sagt Sprecher Robin Poëll.

Das Einzugsgebiet der Trinkwasserfassungen soll dadurch besser geschützt werden. Aus diesen Zuströmbereichen fliesst 90 Prozent des Wassers zu den Grundwasserfassungen.

Ziel ist es, dass Spritzmittel an diesen Stellen, je nach Messungen im Untergrund, nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Laut dem Bafu-Sprecher können die bestehenden Verunreinigungen des Grundwassers mithilfe der Zuströmbereiche «gezielt beseitigt werden».

Um die Qualität des Grundwassers wieder zu verbessern, braucht es wohl aber Geduld. Der Abbau oder die Verdünnung der chemischen Stoffe kann Jahrzehnte dauern.

Kommentare

User #3321 (nicht angemeldet)

So kann man uns auch krank halten und krank machen. Na vielen Dank auch!!! 😡

User #3835 (nicht angemeldet)

SVP Marktwirtschaft: Gewinne privat, keine Steuern zahlen, Verluste und Umweltverschmutzungen verstaatlichen.

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