Vergewaltigung

Verwaltungsgericht Graubünden: Richter als Vergewaltiger beschuldigt

Raphael Wyder
Raphael Wyder

Chur,

Am Verwaltungsgericht Graubünden wird ein institutionsinterner Richter der Vergewaltigung beschuldigt. Die Ermittlungen werden kritisiert.

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Altstadt Chur. - Nau.ch / Stephanie van de Wiel

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Mitarbeiterin wirft einem Bündner Richter mehrere sexuelle Übergriffe vor.
  • Der Beschuldigte beschreitet bis heute eine Vergewaltigung.
  • Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zum Fall geraten bei Experten in die Kritik.

Das Verwaltungsgericht Graubünden ist aktuell mit einer Vergewaltigung beschäftigt, die in der eigenen Institution passiert sein soll. Vor einem Jahr soll ein Bündner Richter eine Mitarbeiterin in seinem Büro vergewaltigt haben. Der Richter streitet die Tat ab, trotz gesicherten DNA-Spuren im Unterleib des Opfers. Der Tathergang wird von den Strafverfolgungsbehörden untersucht.

Das Opfer ist eine damals 24-Jährige Praktikantin. Diese sollte ab Sommer 2021 ein halbjähriges Praktikum beim Bündner Gericht in Chur absolvieren. Ab September arbeiten der Richter und die Praktikantin gemeinsam an Fällen und er beginnt, sein Verhalten zu ändern.

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Das Verwaltungsgericht Graubünden in Chur. - Streetview

Von da an macht er ihr gelegentlich Komplimente und sucht den körperlichen Kontakt, wie die «Sonntagszeitung» berichtet. Es folgen sexuelle Belästigungen über den verwaltungsinternen elektronischen Chat oder auf Autofahrten zu Terminen.

Im November soll er sie dann «völlig überraschend» im Eingangsbereich des Gerichts auf die Wange geküsst haben. Später versuchte er erfolglos, ihr den Nacken zu massieren und sie auch zu küssen, wird die Praktikantin im Polizeirapport zitiert.

DNA im Unterleibsbereich von Opfer festgestellt

In ihrer letzten Arbeitswoche am Gericht soll es an einem Montagabend im Dezember zum Übergriff gekommen sein. Der mittlerweile 47-jährige Familienvater wollte mit der Praktikantin noch einen Fall in seinem Büro besprechen. Doch anstatt über den Fall zu reden, bedrängte er sie. Dabei sei er «wie ein fremder Mensch gewesen».

Der Versuch, so schnell wie möglich das Büro zu verlassen, scheiterte.Er habe die «Handgelenke von ihr gefasst und diese nach oben, am Kopf vorbei, geführt und an der Wand fixiert». Bis heute bestreitet der Richter eine Vergewaltigung, obwohl seine DNA im Unterleibsbereich des Opfers nachgewiesen wurde.

Anfang März reichte die Praktikantin eine Strafanzeige wegen Vergewaltigung, sexueller Nötigung, Ausnützung der Notlage sowie wegen sexueller Belästigung ein. Der Fall liegt bei der Bünder Staatsanwaltschaft, wo auch eine ehemalige Freundin des Beschuldigten arbeitet.

Ex-Staatsanwalt kritisiert Vorgehen

Gegenüber der «Sonntagszeitung» kritisiert der Ex-Staatsanwalt Markus Mohler die Vorgehensweise der Staatsanwaltschaft: «Auf jeden Fall hätte sofort der Server, über den der Chat-Austausch lief, gesichert werden müssen», sagt er.

Dasselbe gelte für weitere Arbeitsmittel des Beschuldigten, wie sein Smartphone. Weiter hätte man im Büro Spuren sichern müssen, eine Hausdurchsuchung machen und seine Jeans beschlagnahmen. Zudem sei für Mohler unverständlich, «warum man nicht einen ausserkantonalen Staatsanwalt mit dem Verfahren betraut hat».

Wie «Inside-Justiz» schreibt, wurde in allen 19 Fällen von Vergewaltigungsvorwürfen der letzten Jahre, Untersuchungshaft angeordnet. Nur in diesem Fall war die U-Haft allem Anschein nach zu keinem Zeitpunkt ein Thema.

Erst vor rund einem Monat bestätigte die Staatsanwaltschaft eine Eröffnung des Strafverfahrens. Der beschuldigte Richter, der weiterhin im Amt ist, lehnte eine Stellungnahme gegenüber der Zeitung ebenfalls ab.

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