Viel Armut in der Schweiz trotz hohen Lebensstandards
Trotz des hohen Lebensstandards in der Schweiz gibt es viele Menschen, die unter der Armutsgrenze leben.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Lebensstandard ist hoch in der Schweiz, aber die Armutsquote ebenfalls.
- 8,5 Prozent der Bevölkerung fallen unter die Armutsgrenze.
- Trotzdem ist ein hoher Anteil der Erwachsenen mit ihrer Situation zufrieden.
Kaufkraftbereinigt ist der allgemeine Lebensstandard in der Schweiz einer der höchsten Europas. Dennoch war Anfang 2020 – noch vor Beginn der Pandemie – die Armutsquote mit 8,5 Prozent ebenfalls hoch.
158'000 Personen waren 2020 sogar trotz Erwerbsarbeit arm. Das waren wie im Jahr davor 4,2 Prozent der Bevölkerung.
Immer mehr Menschen zufrieden
Das zeigen die neuesten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) vom Donnerstag. Die Armutsgrenze wird von den Richtlinien der Konferenz für Sozialhilfe (Skos) abgeleitet. Sie betrug 2020 2279 Franken im Monat für Einzelpersonen und 3963 Franken für zwei Erwachsene mit zwei Kindern.
Besonders betroffen waren ausländische Personen, Personen in Einelternhaushalten oder Haushalten ohne Arbeitsmarktteilnahme und Personen ohne Ausbildung.
Und trotzdem: Ein hoher Anteil von 40,4 Prozent der Erwachsenen waren im ersten Halbjahr 2020 mit ihrem aktuellen Leben sehr zufrieden. Das entsprach einem Plus von 1,4 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.
Mit ein Grund dürfte der hohe Lebensstandard sein: Auch unter Einberechnung des hohen Preisniveaus lag das mediane verfügbare Äquivalenzeinkommen leicht höher als in den Nachbarstaaten. Verglichen mit Griechenland verfügten Schweizer im Schnitt sogar über 2,6-mal mehr Einkommen.
Auswirkungen der Pandemie noch nicht absehbar
Die Armutsstatistik 2020 bezieht sich auf das Jahr 2019. Sie sagt also noch nichts über die Auswirkung der Pandemie auf die Einkommenssituation aus. Das BFS hat aber eine experimentelle Auswertung gemacht. Sie zeigt, dass sich Corona bis zu ersten Hälfte des Jahres 2021 nur wenig auf die allgemein hohe Zufriedenheit auswirkte. So heisst es in einer Mitteilung,
Dennoch hat sich das Haushaltseinkommen durch die Pandemie stark verändert. 11,3 Prozent der Bevölkerung gaben an, deswegen mit Einkommenseinbussen konfrontiert zu sein. Insbesondere geben das jene an, die schon vor der Krise benachteiligt waren.