Viele Emotionen nach Evakuierungsverkündung in Bergdorf Brienz
Die Behörden halten eine Evakuierung des Bündner Bergdorfs Brienz für alternativlos. Dennoch sind einige Bürger von dem Entscheid emotional bewegt.
Das Wichtigste in Kürze
- Bis Freitag muss das Bergdorf Brienz in Graubünden evakuiert werden.
- Oberhalb des Dorfes wurde eine starke Beschleunigung im Felshang von Geologen registriert.
- Kurzfristig gab es einen Anlass, an dem die Einwohner von den Behörden informiert wurden.
Alle Indizien deuteten darauf hin, dass eine Evakuierung unumgänglich sei. Das machte der Gemeindepräsident von Albula, Daniel Albertin, an einer Info-Veranstaltung deutlich. Der Entscheid des Gemeindeführungsstabs sei nicht leichtfertig gefällt worden. Bis Freitag, 18 Uhr müssen die Bewohner das Dorf verlassen.
Der Entscheid sei aufgrund der Datenlage rasch und einstimmig gefällt worden, sagte Stefan Schneider, Leiter des Frühwarndienstes. Die aktuellen Messungen zeigten eine starke Beschleunigung auf einer grossen Fläche. Bis zu zwei Millionen Kubikmeter Felsmaterial dürften in 7 bis 24 Tagen abstürzen oder abrutschen.
Die Art und Weise, wie die «Insel» abbrechen werde, könne nicht exakt vorhergesagt werden, sagte Schneider. Felsstürze seien möglich, ein Schuttstrom oder sogar ein Bergsturz.
Sollte sich die Lage rascher verschlechtern als erwartet, müsste die Evakuation sogar vorgezogen werden, sagte Schneider. Im Notfall sei also denkbar, dass die Bewohner das Dorf plötzlich sofort verlassen müssten.
Hilfe vom Kanton versprochen
«Es ist klar, es ist eine schwierige Situation», sagte der Bündner Regierungspräsident Peter Peyer. «Aber wir sind darauf vorbereitet, und wir haben sie geübt.» Wichtig sei, dass alle Bewohner das Dorf innert nützlicher Frist unbeschadet verlassen könnten. Zugleich wolle der Kanton Sicherheit trotz ungewisser Zukunft schaffen.
Die Planung am Entwässerungsstollen werde «mit Hochdruck» vorangetrieben, versprach Regierungsrätin Carmelia Maissen. «Wir sind zuversichtlich, dass wir mit dem Bau bald starten können.»
Bei der kurzfristigen Unterstützung der Bevölkerung soll es nicht an Geld mangeln. Die Kantonsregierung gab am Dienstag 500'000 Franken für Soforthilfe frei, wie Regierungsrat Martin Bühler bekanntgab. Zuvor hatte bereits die Gemeinde 200'000 Franken für Überbrückungslösungen gesprochen. Es gehe darum, unkomplizierte Lösungen zu finden, sagte Bühler.