Viola Amherd telefoniert nie verschlüsselt
Das Wichtigste in Kürze
- Bundesrätin Viola Amherd gibt an, noch nie verschlüsselt telefoniert zu haben.
- Für einen Experten steht fest: «Wenn man unverschlüsselt kommuniziert, wird man abgehört.»
In einem SRF-Interview mit einem Schüler gesteht Verteidigungsministerin Viola Amherd, noch nie verschlüsselt telefoniert zu haben. Das dürfte so manchen überraschen – auch ein Experte zeigt sich erstaunt.
Auf die Frage, ob ihr Handy speziell abgesichert werde, verneint die CVP-Bundesrätin: «Nein, das ist ein normales iPhone.» Jede Bundesrätin und jeder Bundesrat habe aber ein zusätzliches Handy. Damit könne man «bei einem Spezialfall» verschlüsselt telefonieren und Nachrichten verschicken. «Aber das habe ich bis jetzt noch nie benutzt.»
Der Schüler hakt nach: «Und telefonieren? Telefonieren Sie im Bundeshaus immer mit einer sicheren Leitung?» Erneut muss Amherd verneinen.
Experte ist sicher: US-Geheimdienst belauscht Amherd
Ueli Maurer, Professor für Informationssicherheit und Kryptologie an der ETH Zürich, übt Kritik: «Ich würde schon erwarten, dass Bundesräte untereinander mit diesem verschlüsselten Telefon kommunizieren. Es ist überraschend, dass es Viola Amherd noch nie verwendet hat», sagt er zu SRF.
Für den Experten bestehen zudem keine Zweifel: Amherd wird vom US-Geheimdienst belauscht. «Natürlich sind unsere wichtigsten Personen im Fokus der NSA.» Er erklärt: «Wenn man unverschlüsselt kommuniziert, wird man abgehört.»
Besonders erstaunlich sind Amherds Angaben angesichts der strengen Sicherheitsvorschriften, die für den Bundesrat gelten. Diese verlangen, dass geheime und vertrauliche Informationen am Telefon verschlüsselt und codiert werden.
2013 war bekannt geworden, dass der US-Geheimdienst die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel belauscht hatte. Bis heute ist nicht bewiesen, ob damals auch Schweizer Politiker von der NSA abgehört wurden.