Virologe erklärt die 17 geimpften Corona-Toten
Das BAG gab am Freitag erstmals Zahlen zu Geimpften in Bezug auf Hospitalisationen und Todesfälle bekannt. Virologe Andreas Cerny ordnet die Daten ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Das BAG schafft Klarheit, wie viele Personen trotz Impfung dem Coronavirus erliegen.
- Rund jeder Dritte der doppelt geimpften Personen, die sich infizieren, landet im Spital.
- Virologe Andreas Cerny ordnet für Nau.ch die Zahlen ein.
Die Delta-Variante des Coronavirus ist in der Schweiz auf dem Vormarsch. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis sie hierzulande der Platzhirsch und Antrieb für eine weitere Welle ist. Die Behörden setzten im Kampf gegen das Virus auf die Impfungen. Bislang haben sich über 3 Millionen Schweizerinnen und Schweizer zweimal gegen Covid-19 impfen lassen.
Vergangenen Samstag machte Nau.ch publik, dass sich seit Januar 218 Personen in der Schweiz trotz doppelter Impfung mit dem Coronavirus angesteckt haben. Nun lieferte das BAG weitere Antworten: Von mittlerweile 223 trotz doppelter Impfung infizierten Personen mussten 71 hospitalisiert werden und 17 verstarben.
«Die Zahl ist nicht hoch»
Virologe Andreas Cerny zeigt sich gegenüber Nau.ch wenig überrascht von den Daten: «Die Zahl ist angesichts der Tatsache, dass wir bis jetzt 3,27 Millionen Vollgeimpfte in der Schweiz zählen, nicht hoch.» Studien aus England, Israel und den USA würden zeigen, dass die Impfstoffe die etwa gleich hohe Schutzwirkung hatten wie in den Studien, welche für die Zulassung eingereicht worden waren.
Gemäss BAG handelt es sich bei den infizierten Personen um «ältere Geimpfte», erklärt eine Sprecherin. Cerny verweist darauf, dass seit Ende Januar besonders ältere Menschen und Personen mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf geimpft wurden. «Es war zu erwarten, dass bei diesen Personen eher schwerere Verläufe auftreten», so Cerny.
Dunkelziffer wohl deutlich höher aufgrund von asymptomatischen Infektionen
Auch in Zukunft werden weitere – wenn auch wenige – Neuinfektionen bei Doppeltgeimpften hinzukommen. Cerny: «Da die Schutzwirkung eben ‹nur› bei über 90 Prozent liegt, ist doch mit einzelnen Infektionen zu rechnen. Es ist auch wahrscheinlich, dass leichtere, besonders asymptomatische Infektionen bei Geimpften nicht erkannt oder nicht gemeldet wurden.»
Die Dunkelziffer der Doppeltgeimpften, welche sich mit dem Coronavirus infizierten, dürfte folglich relativ hoch sein. «Auch hierzu gibt es Daten, welche insgesamt zeigen, dass unsere Impfstoffe gegen die asymptomatische Infektion schützen», führt Cerny aus. Die Schutzwirkung sei jedoch etwas geringer als gegen die schweren Verläufe. «Für Geimpfte heisst es, die Schutzmassnahmen weiter befolgen.»