Vogelsterben: Bauern weisen Kritik zurück
In der Schweiz sinkt der Vogelbestand, wie neue Zahlen zeigen. Die Vogelwarte Sempach gibt den Bauern dafür die Schuld. Diese wollen davon nichts wissen.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz sinkt der Vogelbestand, wie die Zahlen von «Birdlife Schweiz» zeigen.
- Die Vogelwarte Sempach sieht das Problem bei den Bauern.
- Man halte sich nur an die Vorschriften, heisst es beim Schweizer Bauernverband.
In der Schweiz gibt es immer weniger Vögel, wie die neusten Zahlen von «Birdlife Schweiz» zeigen. Bei der Vogelwarte Sempach gibt man den Bauern die Schuld dafür.
Der Rückgang liege unter anderem an der Trockenlegung von Feuchtgebieten und intensiver Landwirtschaft, sagt Mediensprecher Livio Leu zur «Zürichsee-Zeitung». Die Landwirte würden viel Spritz- und Düngemittel einsetzen, um pro Fläche einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen.
Ganz herzlichen Dank an alle, die bei der "Stunde der Gartenvögel" mitgemacht haben! Bitte melden Sie uns Ihre Beobachtungen bis übermorgen! https://t.co/3aARqseHaH pic.twitter.com/CrJOOrum2V
— BirdLife Schweiz (@SVS_BirdLife) May 7, 2018
Ein Problem sei auch das Verschwinden von Hecken und Mauern sowie der Umstand, dass die Bauern oft die Wiesen mähen. «Bodenbrüter haben so nicht mehr genügend Zeit, ihre Jungen grosszuziehen», so Leu. Dem widerspricht der Schweizerische Bauernverband (SBV) vehement.
Bauernverband widerspricht
Es gebe viele Gründe für das Vogelsterben, sagt David Brugger, Leiter Pflanzenbau beim SBV. Er verweist auf die Urbanisierung, den stark zunehmenden Flugverkehr, klimatische Veränderungen sowie eingeschleppte invasive Schädlinge aus dem Ausland. «Es lässt sich nicht alles auf Pestizide zurückführen», so Brugger zu Nau. Es brauche Grundlagenforschung.
Die Bauern müssten bereits jetzt strengen Richtlinien folgen. Etwa ein Drittel aller Pflanzenschutzmittel sei bereits verboten worden. Alternativ dazu werde Unkraut vermehrt mechanisch bekämpft. Das könne wiederum einen negativen Effekt auf Bodenbrüter haben, da Gelege so zerstört werden können. Und trotzdem: «Wir müssen die Schädlinge und das Unkraut bekämpfen, sonst fällt die Ernte weg», argumentiert Brugger.
Der Bund bestimme, wann und wie oft die Wiesen gemäht werden, betont er. Um die gefiederten Tiere zu schützen, werde extra ein Teil der Wiese als «Rückzugsstreifen» stehen gelassen. «So sind die Vorschriften, sonst erhalten die Bauern vom Staat kein Geld», erklärt er.
Zoff um Bundes-Subventionen
Ein grosses Problem sei jedoch, dass die Beiträge pro Fläche von Jahr zu Jahr variieren. «Erfüllen die Bauern die Auflagen, werden die Beiträge gekürzt, weil jetzt keine Notwendigkeit für eine zusätzliche Förderung mehr besteht», kritisiert Brugger.
In der Schweiz gelten 40 Prozent der Brutvogelarten als bedroht. Das sind dreimal mehr als im internationalen Vergleich.