Wahlen in Regierungen werden noch immer von Männern dominiert
Während Frauen im Bundesrat beinahe aufgeholt haben, sind sie in den Kantonsregierungen noch immer klar in der Unterzahl. In Luzern gibt es gar keine. Noch!
Das Wichtigste in Kürze
- Das Wahljahr 2019 zeigt: Frauen sind in den Kantonsregierungen noch klar in Unterzahl.
- In Luzern kandidiert nur eine Frau für den rein männlichen Regierungsrat.
Das grosse Wahljahr mobilisiert nicht nur auf nationaler, sondern auch kantonaler Ebene. Denn vor den Nationalwahlen im Herbst, wählen einzelne Kantone schon im Frühling ihre Regierungen und Parlamente neu.
Neben Zürich oder Basel-Landschaft auch in Luzern. Doch während der Frauenanteil bei den Bundesratswahlen ein grosses Thema war, geht dieser in den Kantonsregierungen deutlich unter.
«Drive» der Bundesrätinnen mitnehmen
Ein Paradebeispiel bietet der Kanton Luzern, welcher momentan von fünf Männern regiert wird. Neun Personen kandidieren für den Regierungsrat, darunter nur eine Frau. Korintha Bärtsch von den Grünen möchte in den rein männlichen, bürgerlichen Regierungsrat.
Sie erklärt, sie sei nach 15 Jahren Politik bereit dazu. Gleichzeitig: «Mir gefällt die Zusammensetzung der heutigen Regierung nicht, es sind fünf ältere Herren.»
Es sei natürlich toll, hätten die Frauen auf Bundesebene aufgeholt. «Diesen Drive müssen wir mitnehmen in die Kantone.» Frauen in der Regierung und unterschiedliche Haltungen seien entscheidend für eine Demokratie.
Mit ihrer Kandidatur ist Bärtschi im nationalen Vergleich keineswegs alleine. In vier (Luzern, Appenzell, Graubünden und Tessin) von 26 Kantonen sitzen nur Männer in der kantonalen Regierung.
Je weiter rechts eine Partei, desto tiefer ihr Frauenanteil
Auch in den grossen Kantonen Bern, Basel und Zürich sind die Frauen in der Unterzahl. Einzig im Kanton Waadt sind Frauen in der Mehrheit.
Für dieses Phänomen gibt es laut Sarah Bütikofer von der Universität Zürich mehrere Gründe. «Erstens gibt es in der Schweiz nach wie vor mehr politisch aktive Männer als Frauen», sagt die Polit-Expertin.
Zweitens seien die Frauenanteile in den nationalen Parteien sehr unterschiedlich. «Je weiter rechts eine Partei steht, desto tiefer ist ihr Frauenanteil.»
Damit liessen sich auch die regionalen Unterschiede in den Regierungen erklären, meint Bütikofer. «Die Linke ist in der Westschweiz viel stärker als in der Deutschschweiz», womit die Chance auf eine Frauenwahl um einiges grösser sei.