Walk-in Praxen in Basel massiv überlastet – vier Stunden warten!
Trotz Sommerwetter fertigen Notfall- und Walk-in-Praxen mehr Personen denn je ab. In Basel müssen Kranke teils über vier Stunden auf einen Arzt warten.
Das Wichtigste in Kürze
- L.S.* aus Basel musste in einer grossen Walk-in-Arztpraxis am Bahnhof vier Stunden warten.
- «So heftig hat es uns noch nie überrollt im Sommer», sagt der leitende Arzt.
- Die Überlastung des ambulanten Betriebs sei aktuell «massiv». Covid bleibt dabei zentral.
Wegen einer starken Blasenentzündung hatte sich L.S.* aus Basel Anfang dieser Woche bei ihrem Arbeitgeber krankgemeldet. Sie suchte für ihr Arztzeugnis die Walk-in-Praxis von Medix-toujours am Bahnhof SBB auf, ihr Hausarzt ist in den Ferien.
Vier Stunden auf ein Arztzeugnis warten
Dort angekommen, muss L.S.* bereits vor der Anmeldung anstehen. Sie bleibt zuerst im vollen Warteraum sitzen, doch die Stimmung ist gereizt.
«20 Minuten nach meiner Ankunft beschwerte sich ein Mann genervt, dass er jetzt schon über zwei Stunden warten würde.»
Sie fragt deshalb eine Praxisassistentin, ob sie noch ein oder zwei Sachen in der Stadt erledigen könne, während sie wartet. «Machen Sie ruhig drei oder vier», meint die Angestellte.
Als L.S.* über 90 Minuten später zurückkommt, geht es noch über eine Stunde, bis sie endlich drankommt.
Insgesamt fast vier Stunden später verlässt sie mit ihrem Arztzeugnis die Praxis. «Natürlich hätte ich meinen Nachmittag gerne anders verbracht, aber es kann ja niemand was dafür. Schon gar nicht die Angestellten und die Ärzte, die all die Leute bewältigen mussten. Die tun mir eher noch mehr leid.»
Vom Ansturm «überrollt»
Gegenüber den «Tamedia»-Zeitungen bezeichnet Facharzt und Medix-Standort-Leiter Axel Rowedder die Überlastung im ambulanten Bereich als «massiv». Die Wartezeiten seien teils sogar länger als vier Stunden.
Allein am Dienstag hätten in drei Standorten der Region Basel 356 Patienten einen Arzt sehen wollen. Die Infrastruktur ist ausgelegt auf 180 Personen am Tag.
«Die Hälfte kommt wegen Covid, meist jüngere Personen, die einen PCR-Test wollen und ein Arztzeugnis. Dann eben am liebsten auch noch eine medizinische Beratung», wird Rowedder zitiert. Die meisten Patienten seien aber nicht schwer krank, Spitaleinweisungen wegen Corona habe es seit Monaten keine mehr gegeben.
Der Sommer sei für Notfallpraxen generell sehr intensiv. «Aber so heftig wie zu dieser Zeit hat es uns noch nie überrollt.» Dazu kommen coronabedingte Ausfälle, ein Dutzend Angestellte hatte BA.5 in den vergangenen Wochen.
«Das Personal läuft absolut am Limit. Und das eigentlich nun schon seit dem letzten Herbst durchgehend», warnt Rowedder. Er hofft, dass sich die Corona-Situation in ein paar Monaten nicht noch zusätzlich verschlimmert. Sonst müsse man sich darauf einstellen, dass Patienten auch abgewiesen werden könnten.
*Name geändert
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