Wärter schmuggelte Drogen und Handys in Zürcher Gefängnis
Ein Wärter soll Handys und Drogen ins Bezirksgefängnis Zürich geschmuggelt und teuer an Häftlinge verkauft haben. Das behauptet nun ein Ex-Insasse.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Wärter des Bezirksgefängnisses Zürich soll Drogen und Handys eingeschleust haben.
- Dafür verlangte er stolze Preise, berichtet ein Ex-Insasse.
- Die illegale Aktion ist in der Schweiz kein Einzelfall.
Der Kontakt zur Aussenwelt von Gefängnisinsassen ist normalerweise streng limitiert. So auch im Bezirksgefängnis Zürich. Jedoch gibt es Lücken im System, wie nun ein Ex-Insasse berichtet.
So soll nämlich ein Aufseher Handys und Drogen in die Sicherheitsanstalt geschmuggelt haben – gegen Geld, natürlich. «Er kam auf mich zu und meinte, ich soll ihm Bescheid geben, wenn ich etwas brauche.» Das erzählt der Ex-Häftling gegenüber «20Minuten».
Später habe er erfahren, dass auch andere Insassen so an Mobiltelefone und Drogen wie Marihuana oder Kokain gelangt seien. Daher habe auch er schliesslich ein Handy bei dem Gefängniswärter bestellt.
«Ein Bekannter hat sich mit ihm getroffen und ihm das Geld überreicht. Kurze Zeit später hatte ich das Handy in der Zelle und konnte meine Familie und Freunde kontaktieren», berichtet der Mann.
Seine Aussagen belegt er mit einem Video, das drei Insassen in einer Zelle im Bezirksgefängnis Zürich zeigt. Sie alle haben ein Handy. Weitere Aufnahmen zeigen auch die Drogen.
Schmuggel für stolzen Preis
Für die begehrten Geräte soll der Aufseher zwischen 1500 und 3500 Franken verlangt haben. Das Einschmuggeln von Drogen kostete pro Häftling 500 Franken, wobei ein Bekannter diese besorgen und dem Wärter übergeben musste.
Nach einigen Monaten wurde dem Treiben jedoch ein Ende gesetzt. Bei einer Razzia wurden die verbotenen Gegenstände entdeckt. Das bestätigt die Zürcher Justizdirektion auf Anfrage der Tamedia-Zeitung. Ob, wie der Ex-Insasse behauptet, mindestens ein Wärter entlassen wurde, kann sie jedoch nicht sagen.
Korrupter Aufseher wohl kein Einzelfall
Jedoch stellt die Sprecherin der Direktion klar, dass das kein Einzelfall sein dürfte. «Der Kampf gegen Schmuggel ist für alle Gefängnisse eine Daueraufgabe», erklärt sie. Das bestätigt auch ein ähnlicher Vorfall aus dem Kanton Waadt. Ende Mai wurden ein Gefängnisaufseher und ein Insasse der Strafanstalt Orbe verhaftet, weil sie Drogen und Handys eingeschmuggelt haben sollen.
Andere Gefängnisse arbeiten daran, solche illegalen Aktivitäten von Anfang an zu unterbinden. So wurde die Berner Justizvollzugsanstalt Thorberg kürzlich neu mit einem Handy-Ortungssystem ausgestattet. Mit diesem soll man den verbotenen Gebrauch von Mobiltelefonen auf die Zelle genau nachweisen können.