Warum der Regen der letzten Tage für uns gefährlich sein kann
Gewässer und Böden trockneten im Sommer aus. Der Regen der vergangenen Woche sorgt für Entspannung, birgt aber zugleich ein Risiko, erklären Experten.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach sehr trockenen Monaten regnete es die vergangene Woche in Strömen.
- Die Böden sind zwar nass, bergen nun aber eine Gefahr fürs Trinkwasser.
- Derweil gibt es Entspannung bei den einst ausgetrockneten Gewässern.
Mehrere Hitzewellen erreichten im Sommer die Schweiz. Böden und Gewässer trockneten aus, Fische starben.
Spätestens letzte Woche hat sich das Blatt gewendet: Es regnete vielerorts wie aus Kübeln. Doch reicht der intensive Regen, um die Umwelt zu entlasten? Nau.ch hat bei Agroscope, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, nachgefragt.
«Die Böden sind nach den Niederschlägen wieder gut gesättigt. Sie sind damit in der Lage, die Pflanzen mit nötigem Wasser zu versorgen.» Das sagen die Forschenden Annelie Holzkämper und Pierluigi Calanca. Das Bodenleben sei mit und nach den Niederschlägen auch wieder vermehrt in Gang gekommen.
Trotzdem bringt der Regen nicht nur Gutes mit sich: «Ein Teil der Nährstoffe im Boden wird ausgewaschen.» Denn die Nährstoffe seien von den Pflanzen zuvor wegen der Trockenheit nicht gut aufgenommen worden.
Werden diese nun ausgewaschen, führt dies laut Holzkämper zu «einer Erhöhung der Nährstoffkonzentrationen in Gewässern». Dadurch werde die Wasserqualität verschlechtert – mit gefährlichen Folgen: «Nitrat im Trinkwasser ist gesundheitsschädlich, insbesondere für Säuglinge.»
Entspannung bei Flüssen und Seen
Vier grosse Schweizer Seen wiesen im Sommer wegen der Trockenheit einen historisch tiefen Wasserstand auf: Boden-, Walen-, Vierwaldstätter- und Luganersee. Konnte der Regen auch hier Abhilfe schaffen? Teilweise!
Der Wasserstand habe sich vor allem im Schweizer Mittelland, in der Westschweiz und im Jura erholt. Das erklärt Michèle Oberhänsli, Hydrologin beim Bundesamt für Umwelt (Bafu), auf Anfrage.
«Der Neuenburger-, Murten-, Brienzer-, Vierwaldstätter-, Zürich- und Walensee weisen zurzeit überdurchschnittlich hohe Messwerte auf.» Die übrigen Seen seien im Bereich der saisonalen Norm. Auch die Wasserstände der Flüsse «sind deutlich angestiegen».
Anders im Tessin: «Der Lago Maggiore und Lago di Lugano weisen unterdurchschnittliche Wasserstände auf.» Dasselbe gelte für eine Vielzahl von Fliessgewässern in der Region, ergänzt Oberhänsli.