Warum spenden einige nur bei Katastrophen?
Im April 2019 wurden grosse Teile der Notre-Dame durch ein Feuer zerstört. Zwei Tage später waren Spenden in der Höhe von einer Milliarde Euro getätigt worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Mitte April 2019 wurden grosse Teile der Notre-Dame durch einen Brand zerstört.
- Zwei Tage später waren Spenden in der Höhe von einer Milliarde Euro getätigt worden.
- Dieses Spendeverhalten lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen.
Der Brand der Notre-Dame im April 2019 wird in die Geschichte eingehen, und zwar aus mehreren Gründen. Die Flammen hatten grosse Teile der markanten, gotischen Kirche von Paris zerstört und dabei kein Todesopfer gefordert. Doch auch die Schnelligkeit, mit der die Geldspenden zum Wiederaufbau eingetroffen waren, ist einzigartig.
Spenden von älteren, konservativen Wohlhabenden
Nur gerade zwei Tage hatte es gedauert, die Spendensumme von 1 Milliarde Euro zu sammeln. Somit überstiegen die Spenden für die Notre-Dame im Vergleich diejenigen für die fünf grössten Projekte des Schweizerischen Roten Kreuzes. Für das Erdbeben in Indonesien 2004 wurden vergleichsweise sechs Tage für die Sammlung einer solchen Spende benötigt.
Weshalb dauerte es vergangenes Jahr in Paris nur gerade zwei Tage, um solch hohe Geldspenden generieren zu können? Ungefähr die Hälfte der Spenden wurden durch drei Personen getätigt, trotzdem kamen aus der Bevölkerung zusätzliche 500 Millionen Euro zusammen. Erklären lässt sich dieses Phänomen aufgrund mehrerer Faktoren, die in einer solchen katastrophalen Situation zusammenspielen.
Laut Hanna Zagefka von der Royal Holloway University stachen unter den Spendern besonders ältere, eher konservative und wohlhabende Personen heraus. Laut Zagefka tätigen solche Spender oftmals ihre Geldspenden für kulturelle und künstlerische Zwecke. Die Notre-Dame als altehrwürdige, geschichtsträchtige Kirche passte daher gut in ihr Spendenschema.
Greifbarer Erfolg und der CNN-Effekt
Ein weiterer Faktor für hohe Geldspenden in kurzer Zeit stellt der Patriotismus und das Gefühl der Zugehörigkeit dar. Vergleiche mit der Katastrophe vom 11. September zeigen, dass dort der Patriotismus bei vielen Spendern als Hauptantrieb für das Spenden gewirkt hat.
Obwohl sich die Tragödie vom 11. September nicht mit dem Brand der Notre-Dame vergleichen lässt, wirkt bei diesen Gebäuden dennoch eine gewisse Symbolik. Zusätzlich spielte der sogenannte CNN-Effekt beim Brand der Notre-Dame eine entscheidende Rolle. Als CNN-Effekt bezeichnen Experten das Vorhandensein von schockierenden, dramatischen und viralen Bildern einer Katastrophe.
Durch solche Bilder wird der Brand sofort in unseren Alltag integriert und potenzielle Spender fühlen sich eher genötigt, zu helfen. Zusätzlich liess sich bei den Spenden für die Notre-Dame stets ein ersichtlicher Zweck erkennen. Das Ziel der Geldspenden war es immer, die Kirche zu retten und erneut aufzubauen. Die Fortschritte waren zudem stets einsehbar und greifbarer, was zusätzlich zu Spenden geführt haben dürfte.
Dass Menschen in Krisenzeiten und während Katastrophen vermehrt in die Tasche greifen und spenden, ist allgemein bekannt. Tatsächlich stellen Spenden in solchen Zeiten eine essenziell wichtige Unterstützung für die Hilfswerke vor Ort dar. Doch auch ganzjährig sind Hilfsorganisationen auf unsere Spenden angewiesen.