Spenden als fester Bestandteil des US-Wahlkampfs
In den USA sind Spenden ein fester Bestandteil der Präsidentschaftswahl. In keinem anderen Land ist der Wahlkampf häufiger durch private Gelder finanziert.
Das Wichtigste in Kürze
- In keinem anderen Land ist der Wahlkampf so teuer wie in den USA.
- Die Kosten entstehen durch Werbung, Reisen und die unzähligen Wahlkampfbüros.
- Spenden von Privatpersonen und Konzernen unterstützen die Kandidaten und Parteien.
Gemäss dem Center for Responsive Politics wird der Wahlkampf der USA in diesem Jahr insgesamt rund 10,8 Milliarden Dollar kosten. Davon entfallen schon nur 5,2 Milliarden Dollar auf den momentanen Präsidentschaftswahlkampf. Diese enormen Kosten werden durch verschiedene Faktoren verursacht und häufig durch private Geldspenden getragen.
Weshalb verursacht der US-Wahlkampf solch hohen Kosten?
Der Wahlkampf in den USA ist ein gewaltiges, logistisches Unterfangen. Bereits der Wahlkampf eines Senators beschäftigt unzählige Mitarbeiter und verursacht somit hohe, personelle Kosten. Ganz besonders der Präsidentschaftswahlkampf aber fordert von den jeweiligen Kandidaten finanzielle Ressourcen in Millionen- oder gar Milliardenhöhe.
Diese Kosten werden besonders durch die unzähligen Wahlkampfbüros verursacht, die die Kandidaten in sämtlichen Staaten betreiben. 2016 verfügte der Präsidentschaftskandidat Donald Trump über 178 Wahlkampfbüros im ganzen Land. Seine Konkurrentin Hillary Clinton führte ihren Wahlkampf gar von 489 Büros aus. Entsprechend gross und kostenintensiv sind die Wahlkampfteams in allen Staaten.
Hinzu kommen die Kosten für die Reisen während des Wahlkampfes. Die Kandidaten reisen mit Privatjets von Staat zu Staat und von Termin zu Termin. Auch die Ausgaben für Werbung, TV-Spots und Anzeigen in den sozialen Netzwerken spielen immer eine grössere Rolle bei der Finanzierung. Für die Marktforschung werden ebenfalls stets mehrere Millionen Dollar ausgegeben.
Nicht zu unterschätzen ist schlussendlich die lange Dauer des gesamten Präsidentschaftswahlkampfs. Donald Trumps Konkurrent Joe Biden kündigte seine Kandidatur bereits im April 2019 an. Er ist also bereits seit eineinhalb Jahren im Wahlkampf, der wie bei vielen US-Politikern durch Spenden finanziert wird.
Mehrere Milliarden Dollar aus privaten Spenden
Der Präsidentschaftswahlkampf in den USA wird also hauptsächlich durch private Gelder finanziert. Viele Kandidaten steuern zudem von ihrem privaten Vermögen Gelder bei. So finanzierte der demokratische Kandidat Michael Bloomberg seine Kandidatur zum Beispiel mit einer Milliarde Dollar aus dem privaten Vermögen. Schlussendlich wurde aber trotzdem Joe Biden der Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei.
Doch nicht nur die Kandidaten selbst finanzieren den jeweiligen Wahlkampf mit privaten Geldern. Ein Grossteil der finanziellen Ressourcen der Kandidaten stammt von privaten Spendern, die ihre Favoriten mit Spenden unterstützen. Spenden werden hierbei in sämtlichen Grössenordnungen getätigt.
Spenden bis 200 Dollar machten im derzeitigen Präsidentschaftswahlkampf rund 22 Prozent aller Einnahmen aus. Doch auch hohe Spenden erreichen die Kandidaten und ihre Parteien. Die 100 höchsten Spenden aus privaten Haushalten und von Unternehmen summierten sich auf über 750 Millionen Dollar.
Weshalb spenden Amerikaner so viel?
In keinem anderen Land werden so viele Gelder aus privaten Haushalten und von Unternehmen einem Wahlkampf beigesteuert. In Amerika stellt das Spenden an einen Kandidaten oder eine Partei eine Art der Meinungsäusserung dar. Aufgrund dessen wurde auch das Gesetz aufgehoben, dass es Unternehmen verboten hatte, an politische Parteien zu spenden.
Somit steht es auch grossen Unternehmen frei, Kandidaten der Präsidentschaftswahl oder eines sonstigen Wahlkampfes zu unterstützen. Die Konzerne sind mittlerweile ein fester Bestandteil der Finanzierung und erhoffen sich im Gegenzug unterschiedliche Vorteile.
Falls ein Kandidat die Spenden eines Konzerns annimmt und für seine Zwecke benutzt, weckt dies bei den Unternehmen gewisse Erwartungen. Rüstungskonzerne erhoffen sich staatliche Aufträge, allgemein hoffen spendende Unternehmen auf steuerliche Vorteile.
Insgesamt wird der Wahlkampf in den USA häufig durch die Höhe an Geld entschieden, das den Kandidaten zur Verfügung steht. Wer mehr Geld besitzt und mehr Spenden einnimmt, scheint häufig zu gewinnen. Doch auch hier gibt es Ausnahmen, Präsident Donald Trump hatte 2016 rund 330 Millionen Dollar weniger ausgegeben als Hillary Clinton.