Wegen asiatischem Schädling: Bauern geben Kirschbäume auf
Ein asiatischer Schädling macht den Anbau von Kirschen zu einem mühseligen Unterfangen. Immer mehr Bauern geben die Frucht auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Anbau von Kirschen ist viel Arbeit – und birgt seit einiger Zeit auch viele Risiken.
- Neu ruiniert eine aus Ostasien eingewanderte Fliegenart immer mehr Bauern die Ernte.
- Aus diesem Grund lassen viele die Arbeit sein.
Die Familie Buob aus Rorschacherberg ist auf ihre diesjährige Ernte sehr stolz. «Wir sind bekannt für unsere schönen Kirschen», sagt Bernadette, die Bäuerin des Hofes, zum «St. Galler Tagblatt».
Dieses Jahr seien sie sogar zehn Tage früher reif als sonst. Ihre 100 Bäume tragen etwa eine halbe Tonne Obst. Trotzdem: Bernadette Buob hat genug vom Kirschenanbau – sie plant, damit aufzuhören.
Der Grund dafür ist eine aus Ostasien eingewanderte Fliegenart namens Drosophila suzukii – auch bekannt als «Kirschessigfliege».
«Sie hat mir die Lust verdorben», sagt Buob. Die Essigfliege legt ihre Eier in reife Früchte und macht sie dadurch ungeniessbar. Vor zwei Jahren musste sie 600 Kilo Kirschen aufgrund des Befalls hängen lassen – der ganze Baum stank nach Essig.
Zu viel Arbeit und zu viele Risiken
Zwar hat die Bäuerin von diesem Vorfall gelernt und pflückt die Kirschen nun, kurz bevor sie reif sind. Aber um der Essigfliege zuvorzukommen, muss sie bereits um 5.30 Uhr morgens aufstehen, wenn es noch kühl ist. «Dann sind sie knackiger und bleiben länger haltbar», so Bernadette weiter.
Der Aufwand, ein feines Netz anzubauen, lohnt sich bei ihren alten, 21-jährigen Bäumen nicht mehr. Schliesslich fällt man Niederstammbäume meist schon nach 20 Jahren, wenn der Ertrag zu klein wird.
Auch Sohn Gebhard Buob junior, der den Hof übernommen hat, plant, in Zukunft keine Kirschen mehr anzubauen. Neben der vielen Arbeit machen Risikofaktoren wie Mäuse, Fliegen und Vögel den Anbau für ihn unattraktiv.
Bauern geht «der Schnauf aus»
Die Familie Buob ist kein Einzelfall. «Viele Bauern geben die Kirschen wegen der Kirschessigfliege auf», sagt Stefan Freund vom Landwirtschaftlichen Zentrum in Flawil der Zeitung. «Wenn der ganze Baum nach Essig stinkt, geht ihnen der Schnauf aus.»
Ausserdem hat der asiatische Schädling dazu geführt, dass die Bauern keine Kirschen mehr auf Hochstammbäumen anbauen. Einen solch grossen Baum mit Netzen einzupacken, ist praktisch unmöglich.
Pro Hektare kostet eine Totalnetzung 50'000 Franken. Das lohnt sich nur für Bauern, die Kirschen im grossen Stil anbauen.